Hochrisikopatienten
Cholesterin oft nicht im Griff
Bei 2,5 Millionen Patienten mit einem hohen kardiovaskulären Risiko und Hypercholesterinämie gelingt es nicht, die Cholesterin-Werte ausreichend zu senken. Selbst mit Therapie nicht - und viele erhalten überhaupt keine Behandlung.
Veröffentlicht:MANNHEIM. 2,5 Millionen Menschen mit Hypercholesterinämie und sehr hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse erreichen in Deutschland die empfohlenen Zielwerte für LDL-Cholesterin nicht (maximal 70 mg/dl für Hochrisikopatienten oder maximal 100 mg/dl für alle anderen Personen).
Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 173.000 Hochrisikopatienten, die trotz maximaler lipidsenkender Therapie einen LDL-Wert von 160 mg/dl oder mehr haben.
Das haben Forscher jetzt errechnet. Ihre Studie wurde bei der Frühjahrstagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) präsentiert (Clin Res Cardiol 2015; 104, Suppl 1, P806).
Stichprobe von 64.000 Patientenprofilen
"Bei Hochrisikopatienten mit sehr hohen LDL-Werten ist eine Therapie selbst mit hochpotenten Statinen häufig nicht ausreichend. Diese Patienten benötigen zu ihrer vorhandenen lipidsenkenden Therapie ergänzende wirksame Therapieoptionen, um das bestehende hohe Risiko für neue kardiovaskuläre Ereignisse zu reduzieren", wird Professor Wolfgang König, Kardiologe am Uniklinikum Ulm und Studien-Mitautor, in einer Mitteilung der DGK zitiert.
Mit ihrer Hochrechnung stützen sich König und seine Kollegen auf die Auswertung der Daten einer repräsentativen Stichprobe von 64.053 anonymisierten Patientenprofilen aus 815 Allgemeinarztpraxen. Die Ergebnisse wurden auf die deutsche Bevölkerung extrapoliert.
Berücksichtigt in der Stichprobe waren Patienten mit primärer Hypercholesterinämie und aktuell gemessenem LDL. LDL-Zielwerte waren: maximal 70 mg/dl für Hochrisikopatienten, sonst maximal 100 mg/dl.
Höchstes Risiko bei Hypercholesterinämie plus KVK und zusätzliche Risikofaktoren
51 Prozent der Hochrisikopatienten hätten eine kardiovaskuläre Krankheit (KVK) plus zusätzliche Risikofaktoren gehabt. Aufgrund ihrer Risikokonstellation mit mehr als einem Risikofaktor trügen sie ja das höchste kardiovaskuläre Risiko.
Diesem Umstand Rechnung tragend sei der relative Anteil an nicht-therapierten Patienten innerhalb dieser Gruppe mit 15 Prozent am geringsten gewesen.
Im Vergleich dazu waren bei KVK ohne zusätzliche Risikofaktoren 21 Prozent der Patienten und bei Typ-2-Diabetes (Primärprävention) 29 Prozent nicht behandelt.
Bei Betrachtung der in vier Intervallen zusammengefassten LDL-Spiegel stellten die Forscher aber fest, dass der relative Anteil an Patienten ohne Therapie im Intervall mit LDL-Werten zwischen 100 bis 130 mg/dl (erstes Intervall) bei nur neun Prozent lag, im Intervall mit LDL-Werten über 190 mg/dl (viertes Intervall) aber bei 36 Prozent.