Umstrittener Farbstoff

Cola und das 4-MEI-Problem

Krebserregend oder nicht? Ein Nebenprodukt von Zuckerlikör aus Cola-Getränken treibt die Experten um. Nicht überall gibt es Grenzwerte - deswegen ist in Coca-Cola auch mal mehr und mal weniger von dem Stoff enthalten.

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Mal viel, mal wenig 4-MEI: Verschiedene Cola-Büchsen.

Mal viel, mal wenig 4-MEI: Verschiedene Cola-Büchsen.

© Mavericks / imago

NEW YORK (dpa). Äußerlich und im Geschmack sind sie gleich. Doch wer in Brasilien eine Büchse Coca-Cola trinkt, bekommt nach Auskunft von US-Wissenschaftlern eine weitaus größere Dosis der umstrittenen Substanz 4-Methylimidazol (4-MEI) ab als ein Cola-Fan in Kalifornien.

Das berichtet zumindest Dr. Michael F. Jacobson, Direktor des Zentrums für Wissenschaft im öffentlichen Interesse (CSPI). Seine Ergebnisse sollen in Kürze im Fachblatt "International Journal of Occupational and Environmental Health" publiziert werden.

Die Coca-Cola-Company erklärte in einer Stellungnahme zu dem Bericht: "Alle unsere Produkte sind sicher und wir halten die gesetzlichen Vorschriften in allen Ländern ein, in denen wir tätig sind. Die Gesetzgeber haben weltweit die Verwendung von Karamell (Zuckerkulör) in unseren Produkten zugelassen."

Die Verbraucherorganisation CSPI mit Sitz in Washington hatte bereits im März davor gewarnt, dass der Farbstoff, der Cola und andere Softgetränke dunkel werden lässt, eine möglicherweise krebserregende Substanz enthält.

In Kalifornien wurde der Anteil an 4-MEI von den Herstellern drastisch gesenkt, nachdem der US-Bundesstaat die Substanz auf seine Liste karzinogener Stoffe gesetzt und ab bestimmten Konzentrationen Warnhinweise auf dem Etikett von Büchsen und Flaschen verlangt hatte.

Liegt es am Preis?

Den nun präsentierten Messwerten zufolge enthalten 355 Milliliter Coca-Cola - eine verbreitete Dosengröße - in Kalifornien nur noch vier Mikrogramm 4-Methylimidazol. In Brasilien seien es 267 Mikrogramm, in Kenia 170.

In Großbritannien, Kanada, den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie in Mexiko liege der Anteil zwischen 145 und 160 Mikrogramm je 355 Milliliter des Getränks. Für Deutschland lagen keine Zahlen vor.

Zum Glück tränken die meisten Menschen in anderen Ländern weniger Cola als viele in den USA, wird Jacobson in einer CSPI-Mitteilung zitiert.

Da nach den Änderungen in Kalifornien nun klar sei, dass sich das Getränk auch mit geringen 4-MEI-Werten produzieren lasse, gebe es jedoch keinen Grund mehr, dies nicht auch in anderen Ländern zu tun, so Jacobson. Eine Ursache sei möglicherweise der höhere Preis.

4-Methylimidazol ist ein Nebenprodukt der Herstellung von Zuckerkulör, bei dem Tierversuche auf krebserregende Wirkungen hinwiesen.

Auch die EFSA empfiehlt niedrige Werte

Die kalifornischen Gesundheitsbehörden gingen bei ihrer Entscheidung von der Annahme aus, dass bei Menschen, die täglich 30 oder mehr Mikrogramm 4-MEI aufnehmen, über die gesamte Lebenszeit hinweg ein Krebsfall mehr je 100.000 Konsumenten auftritt.

"Fakt ist, dass es keine wissenschaftlich stichhaltige Begründung gibt, die 4-MEI-Werte herabzusetzen - weder in Kalifornien noch anderswo", erklärte Coca-Cola.

"Der Zuckerkulör in unseren Getränken ist sicher und ist immer sicher gewesen. Wir haben unsere Zulieferer gebeten, den 4-MEI-Wert in Kalifornien zu senken, weil wir vermeiden wollten, dass wir unsere sicheren Getränke mit einem wissenschaftlich unbegründeten Warnhinweis versehen müssen."

Im CSPI-Beitrag fehle zudem der Hinweis, dass unter anderem die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) die Daten zu 4-MEI bewertet habe und zur Schlussfolgerung gelangt sei, dass die Werte unbedenklich seien.

Bei der EFSA heißt es in einer Mitteilung von 2011 allerdings, es sei zu empfehlen, den Gehalt von Nebenprodukten wie 4-Methylimidazol in Zuckerkulören "so niedrig wie technisch möglich" zu halten, auch wenn diese nach derzeitiger Datenlage weder als genotoxisch noch als karzinogen einzuschätzen seien.

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