Glaukom

Computertraining für besseres Sehen

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MAGDEBURG. Glaukom-bedingte Gesichtsfeldausfälle können durch wiederholte Aktivierung der Restsehfähigkeit bei einem verhaltens- und computerbasierten Sehtraining teilweise wiederhergestellt werden, melden Forscher der Uni Magdeburg (JAMA Ophthalmol. 2014; online 6. Februar).

"Der Glaukom-bedingte Sehverlust muss nicht dauerhaft sein. Durch Hirnplastizität und kortikale Reorganisation kann der Verlust teilweise aufgehoben werden und diese Entdeckung ist von klinischer Bedeutung", wird Studienleiter Professor Bernhard A. Sabel von der Uni Magdeburg in einer Mitteilung der Uni zitiert.

"Was auch immer die Mechanismen sind: wir können nun optimistischer sein, dass der Verlauf der Sehfähigkeiten beim Glaukom nicht immer nur abwärts gehen muss, sondern es gibt ein beträchtliches Potenzial zur Verbesserung."

Dreißig Glaukom-Patienten mit stabilen Gesichtsfeldern und gut kontrolliertem Augeninnendruck hatten an einer prospektiven, doppelblind, randomisierten, Placebo kontrollierten klinischen Studie teilgenommen. Das mittlere Alter betrug 62 Jahre und reichte von 39 bis 79 Jahre.

Bei 26 Patienten waren beide Augen betroffen, und die Schwere des Sehverlustes erstreckte sich von mild bis schwer. Die Hälfte der Patientengruppe nahm randomisiert an einer visuellen Restitutionstherapie für Glaukom (Glaucoma vision restoration training, gVRT) teil, berichtet die Uni in ihrer Mitteilung.

Das Training erfolgte zu Hause an einem speziell angepassten Computer 6 Tage pro Woche, täglich zweimal je 30 Minuten über einen Zeitraum von drei Monaten. Das Training bestand aus in der Leuchtdichte zunehmenden Reizen, vergleichbar mit perimetrischen Gesichtsfeldtests. Das Erkennen des Zielreizes oder eines Farbwechsels mussten die Patienten durch das Drücken einer Taste bestätigen.

Der Schwierigkeitsgrad wurde entsprechend dem Trainingsfortschritt monatlich online angepasst. Im Durchschnitt wurden zweimal täglich 500 Reize präsentiert. 80 Prozent davon wurden im Bereich mit Restsehfähigkeit ("areas of residual vision", ARV) und 20 Prozent im intakten Gesichtsfeld präsentiert.

Für Patienten mit Sehverlust auf beiden Augen wurde das am stärksten betroffene Auge trainiert. Patienten der Placebogruppe bekamen die Aufgabe als Kontrolltraining, die Orientierung von Linien zu identifizieren, die zweimal täglich auf ihrem Computer zu Hause präsentiert wurden.

Dies erforderte ungefähr dieselbe Trainingszeit wie gVRT.Patienten der gVRT-Gruppe hätten in drei unabhängigen Gesichtsfeldtests nach dem Training signifikante Verbesserungen der Detektionsgenauigkeit gezeigt, berichtet die Uni. Dazu gehörten das primäre Zielkriterium "hoch-auflösende Perimetrie" (high-resolution perimetry, HRP) und die sekundären Zielkriterien die "weiß/weiß" und die "blau/gelb" Perimetrie.

Die gVRT-Gruppe zeigte außerdem signifikant schnellere Reaktionszeiten in HRP. Patienten in der Kontrollgruppe zeigten diese Verbesserungen nicht. Die Forscher fanden heraus, dass die verbesserte Leistung nicht durch Schwankungen des Gesichtsfeldes oder Augenbewegungsartefakte erklärt werden konnten.

Das Ausmaß der Verbesserungen der Detektionsrate variierte beachtlich innerhalb der gVRT-Gruppe. Von den 15 Patienten zeigten 4 moderate Verbesserungen von zwischen 3 -10 Prozent und 6 große Steigerungen (über 10 Prozent). Im restlichen Drittel der Gruppe konnten dagegen keine Verbesserungen/Steigerungen gefunden werden.

Weitere Analysen zeigten, dass das Training offenbar am besten in Bereichen mit Restsehfähigkeit funktionierte. "In diesen Bereichen ist die Antwortgenauigkeit variabel. Wir glauben, dass diese Regionen einen partiellen Schaden repräsentieren, bei dem einige retinale Ganglienzellen überlebt haben. Diese Zellen könnten zur Erholung des Sehens beitragen, was auch einhergeht mit Verbesserungen in den intakten Gesichtsfeldbereichen", erklärt Dr. Sabel.

Er ergänzt: "Das ist vergleichbar mit unseren Beobachtungen bei anderen Behandlungen, wie der nicht-invasiven Hirnstimulation oder bei Sehverlusten nach Schlaganfall oder Sehnervschäden."

"Unsere Studie bestätigt, dass die Plastizität des Sehsystems trotz weitreichender Degeneration bis ins hohe Alter erhalten bleibt", schlussfolgert Sabel. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass Blindheit nicht immer irreversibel sein muss, wie bisher immer angenommen worden ist. Die teilweise Wiederherstellung des Sehens ist durch Aktivierung der Restsehfähigkeit mittels trainingsinduzierter Plastizität des Gehirns möglich. Dieses neue Erkenntnis rechtfertigt den routinemäßigen Einsatz von gVRT als neue Option in der Klinik zur Unterstützung der Rehabilitation."

Basierend auf dieser Pionierarbeit auf dem Gebiet der Neuroplastizität ist das visuelle Restitutionstraining mittels Computern eine neue Behandlungsoption um Patienten mit Gesichtsfeldausfällen bei der Wiederherstellung des Sehens zu unterstützen. Noch vorhandene visuelle Nervenzellen werden stimuliert, die sich hierdurch neu vernetzen können. (eb)

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