Kommentar
Das Impfproblem ist offenkundig größer
Haben unsere Parlamentarier und Minister Tomaten auf den Augen? Da legt heute, am 2. Mai, eine Bundesoberbehörde, namentlich das Robert-Koch-Institut, neue Zahlen zu den Impfquoten vor, aber offenbar guckt sie sich niemand an. Was steht drin?
97 Prozent aller Kinder erhalten die erste Masernimpfung, nur rund 93 Prozent aber auch den zweiten Piks. In dem Bericht steht aber auch: Die Masernimpfraten bei den Kleinkindern sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Immerhin.
Der Institutspräsident ordnet die Zahlen sogar noch ein: Jede zweite Masern-Erkrankung betrifft gar nicht Kinder, sondern Jugendliche und Erwachsene. Schlimmer noch sind die Quoten etwa bei Diphtherie, Pertussis oder Tetanus. Die sind im dritten Jahr in Folge gesunken.
Und was fordern unsere Politiker an diesem 2. Mai? Eine Masernimpfpflicht für Kinder! Hören die ihrem RKI-Chef nicht zu? Lesen die die Zahlen nicht?
Wenn man es nicht besser wüsste, müsste man meinen, die Forderung nach einer Masernimpfpflicht für Kinder sei ein Ablenkungsmanöver. Denn das Impfproblem ist offenkundig größer und komplexer. Eine Impfpflicht für Kinder wird es kaum lösen.
Lesen Sie dazu auch: RKI: Vielen Schulanfängern fehlt der Masern-Schutz