Neuropsychiatrische Symptome
Das sind die Frühzeichen einer Demenz
Noch bevor eine Alzheimer-Demenz klinisch in Erscheinung tritt, können neuropsychiatrische Probleme auftreten. Forscher untersuchten den Verlauf nicht-kognitiver Symptome im präklinischen Stadium von Demenz-Patienten.
Veröffentlicht:ST. LOUIS. Bei den meisten Alzheimer-Patienten kommt es neben dem kognitiven Abbau auch zu Veränderungen im Verhalten sowie zu funktionalen Defiziten.
Welche nicht-kognitiven Symptome im Zeitverlauf einer Alzheimer-Demenz auftreten, noch bevor sich die ersten klinischen Hinweise auf die Krankheit zeigen, haben Mary Masters und Kollegen von der Washington University School of Medicine untersucht (Neurology 2015; 84: 1-6).
Sie analysierten hierzu Daten des National Alzheimer's Coordinating Center (NACC) aus den Jahren 2005 bis 2013 von 2416 Patienten mit normalen kognitiven Befunden.
Die Probanden waren bei ihrer ersten Konsultation mindestens 50 Jahre alt. Allen wurden zu Beginn Normalbefunde im Functional Activities Questionnaire (FAQ), auf der Geriatric Depression Scale (GDS) und beim Neuropsychiatric Inventory Questionnaire (NPI-Q) bescheinigt.
Über einen Beobachtungszeitraum von durchschnittlich vier Jahren wurde die weitere Entwicklung dokumentiert. Die kognitive Beeinträchtigung des Patienten wurde mithilfe der Clinical Dementia Rating-(CDR-)Skala festgelegt und die individuellen Symptome von Personen mit CDR = 0 mit denen von Probanden verglichen, bei denen sich eine Demenz entwickelt hatte (CDR > 0).
CDR-Score als Demenz-Kriterium
Während des Follow-up blieb der CDR-Score bei 1198 Probanden bei 0 (keine klinischen Zeichen einer Demenz), während er bei 1218 Personen anstieg.
Die allermeisten derjenigen, bei denen sich die kognitiven Fähigkeiten verschlechterten, erreichten einen CDR von 0,5 (97,2 Prozent), also einen Wert, der für eine sehr leichte Demenz spricht.
Weitere Untersuchungen dieser Probanden ergaben, dass sich die leichten Symptome meist nicht weiter verschlechterten, nur bei 13,7 Prozent stieg der CDR an, bei 23,7 Prozent fiel er sogar wieder, meist auf 0.
Unterschiede im NPI-Q-Test
Verhaltensauffälligkeiten und neuropsychiatrische Symptome (Halluzination, Euphorie, Wahnvorstellungen, Angst, Apathie etc.), die mit dem NPI-Q erfasst wurden, erschienen, unabhängig davon, ob sich der CDR-Score verschlechterte oder unauffällig blieb, in beiden Gruppen in ähnlicher Reihenfolge.
So kam es zunächst zu übermäßiger Reizbarkeit, Depression und Veränderungen des Verhaltens während der Nacht, dann folgten Angst, Veränderungen beim Appetit, Unruhe und Apathie und schließlich Euphorie, motorische Unruhe, Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Enthemmung.
Allerdings traten diese Symptome bei Patienten mit CDR-Scores > 0, mit Ausnahme der Euphorie, zu einem signifikant früheren Zeitpunkt auf als bei Patienten mit CDR 0.
Geringere Unterschiede zeigten sich zwischen den beiden Gruppen bei der Depressionssymptomatik im GDS-Score. In ähnlichem Maß ging den Patienten die Energie aus, stellten sie ihre Aktivitäten ein, verloren sie das Interesse an den Dingen und blieben lieber zuhause.
Wie erwartet, fielen lediglich Unterschiede bei den Gedächtnisstörungen auf: Sie traten bei Patienten mit CDR-Scores > 0 mit der Zeit wesentlich häufiger auf.
Depressionen, die zu Beginn noch nicht bestanden, haben sich mit dem Alter, unabhängig von einer Demenz entwickelt, vermuten die Autoren.
Die wenigsten Patienten, die ihren CDR-0-Score beibehielten, hatten Probleme mit Tätigkeiten des täglichen Lebens (z. B. Spiel spielen, Rechnung bezahlen, einkaufen).
Viel häufiger traten in diesen Bereichen Probleme im Vorfeld einer klinischen Alzheimer-Demenz (CDR > 0) auf.
Weitere Untersuchungen sollen nun Zusammenhänge zwischen nicht-kognitiven Veränderungen und verschiedenen Subtypen der Demenz untersuchen, sowie Langzeitdaten analysieren.