Virushepatitiden
Datenlücken beim Kampf gegen Hepatitis
Veraltete oder schlichtweg fehlende Daten erschweren die Bestandsaufnahme beim Kampf gegen Virushepatitiden.
Veröffentlicht:Bochum. Inwieweit Deutschland die 2016 von der Weltgesundheitsorganisation WHO für 2020 veröffentlichten Zielvorgaben im Aktionsplan zur Elimination der Virushepatitis in der Europäischen Region erreicht hat, bleibt streckenweise unklar. Daten, um das wirklich zu beurteilen, sind lückenhaft.
Gut steht Deutschland zum Beispiel beim Schwangeren-Screening zur Prävention der Mutter-Kind-Übertragung da, wie Dr. Sandra Dudareva vom Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin beim virtuellen STI-Kongress dargelegt hat: Statt 90 Prozent wurden, nach Stand der aktuellsten verfügbaren Daten von 2015, 93 Prozent der Schwangeren untersucht.
Die Vorgaben zur Blutsicherheit werden zu 100 Prozent erfüllt, da alle Blutspender getestet werden. Statt 40 erhalten sogar 54 Prozent der intravenös Drogenabhängigen eine Substitutionstherapie. Und auch die HBsAg-Prävalenz in geimpften Kohorten liegt mit unter 0,5 Prozent genau da, wo man sie haben will.
HBV: Impflücken bei vulnerablen Gruppen
Allerdings hinkte Deutschland bei der HBV-Impfung von Kindern mit 87,2 Prozent im Jahr 2018 hinter den angestrebten 95 Prozent hinterher. Impflücken bestehen besonders in vulnerablen Gruppen, etwa bei Migranten, intravenös Drogenabhängigen oder HIV-positiven MSM.
In all diesen Gruppen erreichen die Impfquoten in verschiedenen Studien kaum 50 Prozent, bei Migranten waren es regelhaft unter 20 Prozent. Meldedaten aus 2013 zufolge machten letztere über die Hälfte der HBsAg-positiven Erwachsenen und 24 Prozent der anti-HCV-Positiven aus.
Daten zu Prävalenz und Inzidenz sind teils veraltet oder spärlich, zur Mortalität gibt es nur Ausgangs-, aber noch keine Trenddaten. Zum Anteil der Diagnostizierten – Ziel für Europa ist, die Hälfte von ihnen zu entdecken – gibt es nur Daten aus mehreren Studien: 15(-66) Prozent bei HBV und 35(-86) Prozent bei HCV. Somit ist auch die Anzahl der Therapiebedürftigen, von denen 75 Prozent behandelt werden sollen, letztlich unbekannt. (bib)