Das geht!

Dem Schlaganfall einfach davonlaufen

Mit einem täglichen Spaziergang können ältere Menschen offenbar die Gefahr für einen Schlaganfall senken. Eine britische Studie zeigt: Wenn Senioren ein bis zwei Stunden täglich zu Fuß unterwegs sind, verringert sich ihr Risiko drastisch.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Bewegung an der frischen Luft tut Senioren gut.

Bewegung an der frischen Luft tut Senioren gut.

© cammer / fotolia.com

LONDON. Viel Bewegung an der frischen Luft ist gesund für Herz und Hirn, das wird wohl niemand mehr bezweifeln.

Wer das ganze Leben über in Bewegung bleibt, muss sich im Alter weniger um Herzinfarkt, Schlaganfall und Demenz sorgen, das legen zahlreiche große Beobachtungsstudien nahe.

Unklar ist allerdings, ob und in welchem Maße Menschen noch von körperlicher Bewegung im Alter profitieren und welche Form der Bewegung dann am meisten nützt.

Britische Forscher um Barbara Jefferis haben nun versucht, solche Fragen für das Schlaganfallrisiko zu beantworten. Dazu haben sie bei knapp 3500 Teilnehmern der British Regional Heart Studie im Median elf Jahre lang die Schlaganfallinzidenz beobachtet (Stroke 2013, online 14. November).

Ausführliches Aktivitätsprofil erstellt

Die Teilnehmer waren zu Beginn alle zwischen 60 und 80 Jahre alt und kardiovaskulär unauffällig - sie hatten also bislang keine KHK, keinen Schlaganfall und auch keine Herzinsuffizienz, auch waren sie nicht durch andere Leiden gehunfähig.

Von diesen Personen erstellten die Forscher ein ausführliches Aktivitätsprofil. So gaben die Teilnehmer an, wie viele Stunden sie pro Woche zu Fuß unterwegs waren, wie schnell sie dabei liefen und wie viele Kilometer sie zurücklegten.

Erfasst wurde auch, wie häufig sie in der Freizeit Sport trieben, welche Sportarten sie bevorzugten und wie intensiv sie trainierten.

Auch andere Formen körperlicher Aktivität wurden berücksichtigt, etwa Gartenarbeit.

Daraus berechneten Jefferis und ihr Team einen Aktivitätscore für die gesamte körperliche Aktivität. Entsprechend teilten sie die Personen in fünf Gruppen mit so gut wie keiner bis intensiver körperlicher Aktivität ein.

Risiko um bis zu zwei Drittel reduziert

Insgesamt traten in den folgenden elf Jahren 195 Schlaganfälle auf. Die Schlaganfallrate lag damit in der gesamten Kohorte bei 6,7 Prozent. Bei Couch-Potatoes ohne nennenswerte Bewegung war sie mit 7,9 Prozent um etwa ein Drittel höher als bei den körperlich Aktivsten (5,6 Prozent).

Nach Berücksichtigung von Alter sowie einer Vielzahl kardiovaskulärer Risikofaktoren waren die Unterschiede aber nicht mehr statistisch signifikant.

Schauten sich die Forscher aber nur die Zeit an, die jemand pro Woche zu Fuß unterwegs war, so ergaben sich hochsignifikante Unterschiede - auch unter Berücksichtigung einer ganzen Batterie von Begleitfaktoren wie Alter, Region, LDL-Wert, Blutdruck, Alkohol- und Nikotinkonsum.

Im Vergleich zu Teilnehmern, die zwischen null und drei Stunden pro Woche ihre Beine benutzten, war die Schlaganfallrate bei Senioren mit über 22 Gehstunden pro Woche um 65 Prozent niedriger (8,0 versus 2,7 Prozent). Die Wahrscheinlichkeit für ein Zufallsergebnis (p-Wert) lag dabei unter einem Prozent.

Ganz klar zeigte sich dabei ein Dosiseffekt: Je länger die Teilnehmer liefen, umso geringer war die Schlaganfallrate. Selbst dann, wenn sie nur vier bis sieben Stunden zu Fuß unterwegs waren - also eine halbe bis ganze Stunde pro Tag, ließ sich noch eine Risikoreduktion um etwa 11 Prozent berechnen, 30 Prozent waren es bei ein bis zwei Stunden am Tag.

Marker für aktiven Lebensstil?

Teilnehmer mit einem hohen Schritttempo durften sich ebenfalls über eine geringe Schlaganfallrate freuen, sie war etwa ein Drittel niedriger als bei einem langsamen Gang, allerdings war die statistische Signifikanz hier grenzwertig.

Wurde hingegen nur die gelaufene Distanz betrachtet, so zeigten sich keine signifikanten Unterschiede bei der Apoplexrate.

Ältere Menschen, die viel zu Fuß unterwegs sind, pflegen insgesamt einen körperlich sehr aktiven Lebensstil und haben dadurch ein geringeres Schlaganfallrisiko, vermuten die Forscher um Jefferis.

Die Zeit, die jemand zu Fuß in Bewegung ist, kennzeichnet diesen Lebensstil offenbar am besten, lautet ihrer Erklärung.

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