Reisemedizin
Dengue – Zwei neue Impfstoffe im Test
Seit Dezember 2015 gibt es in Endemiegebieten einen Impfstoff gegen das Dengue-Fieber, zwei weitere Vakzine sind in der Entwicklung. Für die Reisemedizin ist allerdings weiterhin keine Impfung in Sicht.
Veröffentlicht:BERLIN. Mit 96 Millionen Erkrankungen pro Jahr ist das Dengue-Fieber die am häufigsten durch Stechmücken übertragene Viruserkrankung, die Inzidenz hat sich Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge zwischen 1990 und 2015 mehr als versechsfacht. Bekannt sind vier Dengue-Virus-Serotypen, die alle weltweit zirkulieren.
"Allerdings findet weiterhin ein Übergang von silvatischen Dengue-Virus-Typen in den urbanen Zyklus statt, und wir wissen nicht, wie viele bisher unbekannte Dengue-Virus-Serotypen noch in den Urwäldern Afrikas oder Asiens zirkulieren", so Professor Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin.
Es könne daher zu sequenziellen Infektionen kommen, bei denen hämorrhagische Krankheitsverläufe häufiger auftreten, berichtete der Virologe und Tropenmediziner beim 19. Forum Reisen und Gesundheit. Dabei beruhe die Pathogenese des Dengue-Hämorrhagischen-Fiebers auf einem komplexen multifaktoriellen Prozess. Einflussfaktoren seien virale Virulenzfaktoren, die zelluläre Resistenz und die Antikörper-vermittelte Steigerung der Infektion.
Impfkampagne abgebrochen
Seit Dezember 2015 ist der erste Dengue-Impfstoff Dengvaxia® in einigen asiatischen und lateinamerikanischen Endemieländern verfügbar. Mehr als 800.000 Kinder sind mit dem tetravalenten rekombinanten und lebend-attenuierten Impfstoff geimpft worden.
Im Dezember 2017 gab die philippinische Regierung bekannt, dass die Vakzine mit dem Tod dreier Kinder in Verbindung stehen könnte. "Im Raum steht, dass die Impfung die Kinder für schwere Verläufe einer Dengue-Virus-Infektion sensibilisiert hat", berichtete Schmidt-Chanasit. Daraufhin wurde eine Impfkampagne in dem südostasiatischen Land abgebrochen.
"Ich war damals irritiert, denn die WHO hatte schon 2016 gemeldet, dass nach der Impfung mit Dengvaxia® bei seronegativen Personen schwere Verläufe auftreten können", berichtete Schmidt-Chanasit. Die Empfehlungen der WHO lauteten daher auch, nur Kinder über neun Jahren zu impfen und nur in Gebieten, wo die Seroprävalenz idealerweise bei über 70 Prozent liege.
"In dem Sinne wurde hier vom Hersteller nichts verheimlicht." Die WHO attestierte dem Impfstoff bei seropositiven Menschen dafür einen signifikanten Schutz vor Hospitalisierungen wegen schwerer Verläufe von Dengue-Fieber.
Test auf Seronegativität
Der Impfstoff-Hersteller rate dazu, die jeweilige Person vor einer Impfung mit Dengvaxia® auf Seronegativität zu testen. "Hier sind wir aber wieder bei demselben Problem, das wir schon mit dem Zika-Virus und anderen Flaviviren haben: Die serologische Kreuzreaktivität", bemerkte Schmidt-Chanasit. Spezifische Tests auf Dengue-Virus-Infektionen seien kommerziell leider nicht verfügbar. "Das ist tatsächlich der Dreh- und Angelpunkt, um den sich in der Praxis alles dreht."
Für den Impfstoff gelten daher die Einschränkungen: In Endemiegebieten mit hoher Übertragungsintensität sollten nur Kinder und Erwachsene ab neun Jahren und nur seropositive Personen geimpft werden.
"Zusammenfassend kann man sagen, dass der einzige zugelassene Dengue-Impfstoff nur mit starken Einschränkungen eingesetzt werden kann und es wohl noch mehrere Jahre dauern wird, bis wirksamere Impfstoffe zugelassen werden können", so Schmidt-Chanasit.
Zwei weitere tetravalente rekombinante Impfstoffe (TDV von Takeda und TV003/TV005 vom Instituto Butantan) würden momentan in Phase-III-Studien getestet, Ergebnisse stünden allerdings bisher noch aus. TV003/TV005 ist ein rekombinanter Lebendimpfstoff, der auf attenuierten Dengue-Virus-Serotypen-1 bis -4-Stämmen basiert. TDV ist ein rekombinanter Lebendimpfstoff, der auf einem attenuierten Dengue-Virus-Serotyp 2 basiert.
Für Reisende ist damit nach wie vor kein Dengue-Impfstoff in Sicht. Den besten Schutz gegen eine Infektion mit dem Dengue-Virus bieten Repellentien und eine Bekleidung, die Arme und Beine bedeckt und die Überträgermücke Aedes aegypti und Aedes albopticus abhält. "Die Moskitos halten sich in der Nähe von Siedlungen auf, kommen aber auch in die Häuser. Sie stechen tagsüber, aber auch nachts, wenn das Licht an ist", erinnerte der Tropenmediziner.
Lesen Sie dazu weitere Beiträge unseres Dossiers Reisemedizin: Reiseimpfungen 2018 – Welcher Schutz ist nötig? Herzinsuffizienz – So klappt die Reise Reisedurchfall – Je jünger die Kinder, desto anfälliger Fernreisen – Kinder sind eine Risikogruppe