Spezielle Empfehlungen

Reiseimpfungen 2018 – Welcher Schutz ist nötig?

Egal, wohin die Reise geht, die Basisimpfungen sollten vorhanden sein. Doch auch 2018 gibt es für einige Länder spezielle Empfehlungen.

Anne BäurleVon Anne Bäurle Veröffentlicht:
Blick in die Ferne: Die "Ärzte Zeitung" erklärt, welche Impfungen für Reisen sinnvoll sind.

Blick in die Ferne: Die "Ärzte Zeitung" erklärt, welche Impfungen für Reisen sinnvoll sind.

© fcscafeine / iStock

BERLIN. Für die Reisemedizin gilt weiterhin ein intensiver Hinweis auf die Gelbfieberimpfung: Seit Dezember des vergangenen Jahres sind die Fallzahlen erneut stark gestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts sind im Februar und März drei deutsche Reisende nach einem Aufenthalt auf der bei Touristen beliebten Insel Ilha Grande erkrankt, einer von ihnen starb. Mindest 14 weitere internationale Reisende infizierten sich mit dem Gelbfieber-Virus, keiner von ihnen war geimpft.

"Eine Impfung gegen Gelbfieber ist derzeit bei Reisen nach Brasilien sehr wichtig, auch bei Reisen in Gebiete, die bislang als gelbfieberfrei galten und nun betroffen sind", berichtete Professor Tomas Jelinek vom Centrum für Reisemedizin CRM beim 19. Forum für Reisen und Gesundheit. Dazu gehörten neben dem Federal District die Bundesstaaten Rio de Janeiro, Sao Paulo und Minas Gerais. "Manche Länder beharren bei Einreise auf einer zweiten Gelbfieberimpfung, auch wenn eine einmalige eigentlich ausreichend ist. Wir raten daher zu einer zweiten Impfung, um Ärger zu vermeiden", so Jelinek.

Nur noch zwei Typhus-Impfstoffe

Bei der Typhus-Impfung sei die Situation mittlerweile unerfreulich, da es keine guten und zu wenig Impfstoffe gebe. "Die protektive Wirkung der Typhus-Impfstoffe liegt ungefähr bei 50-70 Prozent, deswegen sind wir eher zurückhaltend mit der Indikation und beschränken sie auf Hochrisikogebiete wie Südasien oder bei Reisenden, die eher zu riskantem Verhalten neigen", so der Reisemediziner.

In Deutschland gibt es nur noch zwei Typhus-Impfstoffe, Typhoral® als Schluckimpfung, die nach einem Jahr aufgefrischt werden muss, und der parenterale Polysaccharid-Impfstoff Typhim®, der nach drei Jahren aufgefrischt werden muss. "Bei der oralen Impfung ist die Altersgrenze wegen unerwünschter Nebenwirkungen nach oben verschoben worden und kann jetzt erst ab dem vollendeten 5. Lebensjahr gegeben werden", berichtete Jelinek.

Bei Polysaccharidimpfungen sei bekannt, dass sich die Immunantwort mit der Zeit abschwäche. "Wir als Tropenmediziner glauben deshalb, dass es eine gute Idee ist, mal parenteral, mal oral zu impfen." Als weiteren Tipp merkte Jelinek an, in den USA müsse Typhoral® nach Gabe von vier Tabletten (Impfschema 1-3-5-7) nach FDA-Empfehlungen erst nach fünf Jahren aufgefrischt werden. "Das ist natürlich off-label bei uns, kann man aber empfehlen."

"Ansatzweise skandalös"

Eine rechte komplexe Impfberatung ist bei Meningokokken nötig. "Relevant ist hier das Alter des Reisenden, die globale Verteilung der Serotypen und die Vielzahl der Impfstoffe", sagte Jelinek. In Deutschland sind derzeit zwei Proteinimpfstoffe sowie fünf Konjugatimpfstoffe zugelassen. "In der Reisemedizin können wir das auf einen von zwei ACWY-Konjugatimpfstoffen reduzieren, wobei Menveo® des öfteren schlecht verfügbar war und Nimenrix® recht zuverlässig," berichtete Jelinek. "Das soll sich bei Menveo® aber wieder ändern."

Hinzu komme dann ein MenB-Impfstoff, wobei die Wahl der Vakzine vom Alter des zu Impfenden abhängig sei. "Trumenba® ist erst ab dem 10. Lebensjahr zugelassen, hat grundsätzlich aber eine bessere Wirkung als Bexsero®, das schon ab dem 2. Lebensmonat zugelassen ist." Die beiden Impfstoffe seien dabei völlig unterschiedlich, man könne daher nicht mit einem Impfstoff beginnen und mit dem anderen fortfahren.

Anders als in zahlreichen europäischen Ländern empfiehlt die STIKO allerdings nur die Immunisierung gegen MenC. "Das steht im Widerspruch zu allen aktuellen epidemiologischen Trends, die zeigen, dass sich beispielsweise die Serogruppe Y vor allem durch Migrationsbewegungen massiv ausgebreitet hat", berichtete Jelinek. Dies sei "ansatzweise skandalös".

Eine wichtige Änderung für die Beratung älterer und chronisch kranker Reisender hat die Zulassung der 13-valenten Konjugatimpfung gegen Pneumokokken für alle Altersgruppen gebracht. "Leider wird von der STIKO weiterhin der Polysaccharidimpfstoff präferiert", so Jelinek. Bei der reisemedizinischen Beratung könnten aber die Vorteile der Konjugatimpfung herausgestellt werden.

Für ältere Reisende ist auch der neue Totimpfstoff gegen Herpes zoster relevant. Die Europäische Arzneimittelagentur hat den Impfstoff Shingrix® vor Kurzem zur Prävention von Herpes zoster und Post-Zoster-Neuralgie bei Erwachsenen ab 50 Jahren zugelassen. In klinischen Studien habe der Impfstoff eine Wirksamkeit von über 90 Prozent bei allen untersuchten Altersgruppen gezeigt, berichtete das Unternehmen GlaxoSmithKline. Die Wirksamkeit bestehe über einen Zeitraum von wenigstens neun Jahren.

Jelinek erinnerte wegen der andauernden Choleraausbrüche im Jemen, Haiti und der Dominikanischen Republik an einen guten Impfschutz. Dukoral® müsse dabei bis zu 14 Tage vor Abreise verabreicht werden und biete zudem einen gewissen Schutz vor Reisedurchfall. Die wichtigste Impfung in der Reisemedizin sei ganz klassisch die Influenza-Vakzine, besonders bei Kreuzfahrten, fügte Jelinek hinzu. Auch sollte immer der Basis-Impfschutz überprüft werden.

Lesen Sie dazu weitere Beiträge unseres Dossiers Reisemedizin: Dengue – zwei neue Impfstoffe im Test Herzinsuffizienz #0150; So klappt die Reise Reisedurchfall #0150; Je jünger die Kinder, desto anfälliger Fernreisen – Kinder sind eine Risikogruppe

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