Aktuelle Untersuchung

Deutliche Lücken beim Grippeschutz von chronisch Kranken

Nur wenige chronisch Kranke werden bisher gegen Influenza geimpft, so eine Versorgungsatlas-Studie. Experten sprechen sich für prioritären Schutz dieser Risikogruppe aus.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Noch eine große Baustelle: der systematische Grippeschutz für Patienten mit einer chronischen Erkrankung.

Noch eine große Baustelle: der systematische Grippeschutz für Patienten mit einer chronischen Erkrankung.

© iQoncept / stock.adobe.com

Berlin. Eine gute Vorbereitung auf eine Grippewelle ist dieses Jahr wegen der Corona-Pandemie für Risikogruppen und Menschen in medizinischen Berufen besonders wichtig. Vor allem bei alten Menschen und chronisch Kranken überlappen sich die Gefahren: Sie haben ein hohes Risiko für schwere Verläufe bei Influenza und auch bei COVID-19.

Aktuelle Zahlen zeigen, dass erheblicher Aufwand nötig ist, um hier die Durchimpfung zu verbessern. „Die Influenza-Impfquoten bei chronisch kranken Personen sind historisch auf einem niedrigen Niveau und von der innerhalb der Europäischen Union definierten Zielquote von 75 Prozent weit entfernt“, beurteilt jetzt das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) die Situation.

Angestrebte Impfquoten werden verfehlt

Das Institut hat in einer Studie die „Inanspruchnahme von Influenzaimpfungen bei chronisch kranken Personen im vertragsärztlichen Sektor“ in den Jahren 2009 bis 2018 analysiert. Danach hatten 2017 über 28 Millionen gesetzlich Versicherte in Deutschland mindestens eine chronische Erkrankung, bei der zur Influenza-Impfung geraten wird. Die Impfquoten variierten dabei erheblich – je nach Erkrankung zwischen 19 Prozent bei Patienten mit Multipler Sklerose und 44 Prozent bei Patienten mit chronischen Nierenkrankheiten. Damit werden die angestrebten Impfquoten verfehlt.

Lesen Sie dazu auch

Auch zwischen den östlichen und westlichen Bundesländern bestehen weiterhin zum Teil deutliche Unterschiede, berichtet das Zi in der Mitteilung zur Studie. So wurden 2017 Diabetiker im Osten mit 55 Prozent deutlich häufiger geimpft als im Westen mit 31 Prozent. In Berlin lag die Impfquote bei Diabetikern mit 46 Prozent zwischen den mittleren Werten im Osten und Westen.

Ähnliche Ost-West-Unterschiede sind bei allen anderen chronischen Erkrankungen mit Ausnahme von Patienten mit HIV/AIDS zu beobachten. Ein Grund dafür könnte die historisch belegte bessere Impfakzeptanz im Osten sein, vermutet das Zi.

Angesichts der zu erwartenden Engpässe sollte Individualschutz für Risikopatienten Priorität haben.

Dr. Dominik von Stillfried, Vorstandsvorsitzender des Zi

Aktuell ist mit 25 Millionen Dosen zwar deutlich mehr Impfstoff verfügbar als in den vergangenen Jahren, aber doch viel weniger, um alle Menschen mit Impfindikation zu schützen. „Angesichts der zu erwartenden Engpässe beim Grippeimpfstoff ist ein Fokus auf Patienten mit chronischen Erkrankungen angezeigt“, betont der Zi-Vorstandsvorsitzende, Dr. Dominik von Stillfried, in der Mitteilung.

Zusätzliche Impfdosen in signifikantem Ausmaß können nämlich laut STIKO-Angaben nicht nachbestellt werden. Der Grippeimpfstoff für diese Saison ist bereits produziert. „Individualschutz für Risikopatienten sollte Priorität haben“, so Stillfried.

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

© Springer Medizin Verlag

Intens. Video-Podcast

Grippeschutzimpfung: Jüngere Risikogruppen nicht vergessen

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Mann mit Pflaster auf Oberarm gibt Daumen-hoch-Zeichen

© U_Photo / Shutterstock

Impflücken bei Chronikern

Senkung von Morbidität und Mortalität durch bessere Vorsorge

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Multiresistente gramnegative Erreger

Die Resistenzlage bei Antibiotika ist kritisch

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Shionogi GmbH, Berlin
In Deutschland leben derzeit etwa 96.700 Menschen mit einer HIV-Infektion.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Unternehmen im Fokus

Wie können wir die HIV-Epidemie beenden?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried b. München
Abb. 1: Eszopiclon verbesserte signi?kant beide polysomnographisch bestimmten primären Endpunkte: Schla?atenz (a) und Schlafe?zienz (b)bei älteren Patienten mit chronischer primärer Insomnie (jeweils p0,05)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziet nach [20]

Behandlungsbedürftige Schlafstörungen bei älteren Menschen

Schlafstörungen können typische Altersprozesse triggern und verstärken

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: HENNIG Arzneimittel GmbH & Co. KG, Flörsheim
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Lesetipps
Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025