Europäischer Antibiotika-Tag

Deutsche Fachkräfte haben Wissenslücken zu Antibiotika

Die EU-Seuchenbehörde ECDC hat medizinisches Fachpersonal in ganz Europa nach ihrem Wissen zu Antibiotika befragt. Auch in Deutschland offenbaren sich Lücken.

Anne BäurleVon Anne Bäurle Veröffentlicht:

Solna. Medizinische Fachkräfte in Europa haben im Umgang mit Antibiotika immer noch Wissenslücken. Darauf deutet eine aktuelle Studie der Europäischen Seuchenbehörde ECDC hin: Ein Viertel der befragten 18 000 Ärzte, Apotheker und Pflegekräfte aus 30 Ländern der EU und des Europäischen Wirtschaftsraums (EEA) wusste nicht, dass eine Antibiotika-Behandlung das Risiko für Resistenzen erhöht. Die Studie, die aus Anlass des Europäischen Antibiotika-Tags am 18. November veröffentlicht wurde, weist dabei allerdings je nach Land erhebliche Unterschiede auf.

Deutschland liegt nur auf Rang 4

Bei sieben Aussagen zum Thema Antibiotika, die die Studienteilnehmer mit „richtig“ oder „falsch“ beantworten sollten, lagen in Kroatien 73 Prozent bei allen sieben Fragen richtig, gefolgt von Irland mit 71 Prozent und Frankreich mit 69 Prozent. Deutschland liegt mit Polen auf Platz vier mit 68 Prozent. In Estland beantworteten nur 40 Prozent alle sieben Fragen richtig – letzter Platz. Der Range ist beim Wissen um Antibiotika in den europäischen Ländern mit 40-73 Prozent also relativ breit.

Und auch bei den Berufsgruppen zeigten sich große Unterschiede: Während 68 Prozent der teilnehmenden Ärzte alle Fragen richtig beantworteten, waren es bei den Pflegehelfern nur 30 Prozent. „Insgesamt hat das medizinische Fachpersonal in Europa ein gutes Wissen darüber, dass Antibiotika bei der Therapie von Erkältungen und Influenza keinen Effekt haben – 97 Prozent haben diese Aussage korrekt beantwortet“, berichtet das ECDC. Allerdings hätten nur 88 Prozent gewusst, dass auch gesunde Personen antibiotika-resistente Keime übertragen können – und nur 75 Prozent, dass Antibiosen das Risiko für Resistenzen erhöhen.

Nichtmal jeder Zweite kennt die Regeln der Handhygiene

Auch zum Thema Hygiene als Abwehrmittel im Kampf gegen antibiotika-resistente Keime wurden die Fachkräfte vom ECDC befragt. Die „Fünf Momente für Handhygiene“ der WHO konnten im EU/EEA-Durchschnitt nur 55 Prozent richtig aufzählen, Deutschland lag hier mit 45 Prozent noch schlechter. Und auch hier offenbarten sich zwischen den einzelnen Ländern erhebliche Unterschiede, der Rang lag zwischen 29 (Schweden) und 78 Prozent (Irland).

Die Frage, ob man sich nach Kontakt mit Patienten oder biologischem Material selbst beim Tragen von Handschuhen die Hände reinigen muss, beantworteten EU-weit 87 Prozent der Befragten korrekt mit „Ja“, auch hier lag Deutschland mit 80 Prozent noch unterhalb des EU/EAA-Durchschnitts.

Für das ECDC liefern die Ergebnisse wichtige Hinweise, mit welchen Ansätzen in welchen Ländern gezielt gegen Antibiotikaresistenzen vorgegangen werden kann. (bae)

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