Große Impflücken
Deutschland braucht mehr Piekse
Eine Studie offenbart: Gegen Tetanus hat sich fast jeder dritte Erwachsene in Deutschland nicht impfen lassen. Andere Impflücken sind aber noch größer.
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Tetanus, Diphtherie, Pertussis: Der Impfschutz der Bundesbürger lässt zu wünschen übrig.
© Novartis (3)
BERLIN. Erstmals seit 15 Jahren gibt es mit der Studie zur Gesundheit Erwachsener (DEGS1) wieder repräsentative Daten zu Impfquoten in der deutschen Bevölkerung, berichten Dr. Christina Poethko-Müller und Dr. Roma Schmitz vom Robert Koch-Institut (Bundesgesundheitsbl 2013; 56: 845).
Die auf den Daten von knapp 8000 Probanden basierenden Raten haben sich zwar seit 1998 etwas verbessert, zufriedenstellend ist die Entwicklung aber nicht.
So hat sich der Anteil der Erwachsenen mit komplettem Impfschutz gegen Tetanus zwar in dieser Zeit um zehn Prozentpunkte erhöht.
Immer noch aber ist knapp jeder dritte Erwachsene (29 Prozent) nicht gegen Wundstarrkrampf in den letzten zehn Jahren geimpft worden - am größten sind die Impflücken bei den 30- bis 39-Jährigen (31 Prozent).
43 Prozent fehlt der Diphterie-Schutz
Tetanus ist potenziell tödlich und wird durch im Erdreich vorkommende Bakterien übertragen. Schon bei Bagatellverletzungen sind Infektionen möglich.
Gegen Diphtherie fehlt 43 Prozent der Erwachsenen in Deutschland der aktuelle Impfschutz. Dies ist auch ein Zeichen dafür, dass die Empfehlung, immer mit einer Kombivakzine gegen Tetanus und Diphtherie zu impfen, noch nicht ausreichend befolgt wird.
Bei jeder aktuellen Tetanus-Diphtherie-Impfung sollen Erwachsene zudem einmalig gegen Keuchhusten geimpft werden. Hier baut sich der Schutz nur langsam auf: Bisher haben nur etwa 12 Prozent der Erwachsenen eine Pertussis-Impfung.
Besser gegen Masern schützen
Auch gegen Masern müssen Erwachsene in Deutschland besser geschützt werden. Das zeigen auch aktuelle Ausbrüche in Berlin und München.
Jeder nach 1970 Geborene ohne dokumentierte zwei Impfungen sollte eine einmalige MMR-Impfung erhalten. Bisher fehlt der Schutz jedem fünften 18- bis 29-Jährigen und jedem zweiten 30- bis 39-Jährigen.
"Die Steigerung der Impfraten ist besonders für die Zielgruppen der Influenza-Impfung bedeutsam", schreiben die Autoren. Wie viele Menschen der Risikogruppen sich in einer Saison impfen lassen, wurde allerdings nicht erfasst.
44 Prozent der Erwachsenen haben sich aber zumindest einmal im Leben gegen Grippe impfen lassen. Im Vergleich zu Nachbarländern wie Frankreich, England, Italien und Spanien werde die Impfung offenbar in Deutschland am schlechtesten umgesetzt.