Hypertonie
Deutschland hat bei Blutdruckkontrolle aufgeholt
Bluthochdruck wird in Deutschland deutlich besser kontrolliert als noch vor 17 Jahren, meldet das Robert-Koch-Institut. Es gibt aber noch einiges zu tun.
Veröffentlicht:BERLIN. Deutschland hatte vor 17 Jahren im internationalen Vergleich bei der Hypertonie-Kontrolle besonders schlecht abgeschnitten.
Nach den Ergebnissen des Bundesgesundheitssurvey 1998 (BGS98) wussten viele Menschen damals gar nichts von ihrer Hypertonie, und von den Behandelten hatten die meisten zu hohe Werte, wie das Robert Koch-Institut (RKI) berichtet.
Dazu passte auch, dass es bei uns damals eine der höchsten Schlaganfall-Sterberaten im Vergleich zu anderen westlichen Industrieländern gab.
Die Rate der Schlaganfall-Mortalität hat sich seitdem in Deutschland bis 2010 praktisch halbiert.
Und die Blutdruck-Kontrolle ist deutlich besser geworden, wie jetzt der Vergleich von Daten des BGS98 und der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland 2008 bis 2011 (DEGS1) ergeben hat (Epi Bull 2015; 5: 33).
Kaum Veränderung bei Schlaganfall-Prävalenz
Über das vergangene Jahrzehnt sind dabei viele erfreuliche Trends erkennbar. So ist der mittlere systolische Druck der 18- bis 79-Jährigen von 129 auf 124 mmHg und der mittlere diastolische Druck von 78 auf 73 mmHg gefallen.
Der Bluthochdruck ist zudem jetzt bei 80 Prozent der Betroffenen bekannt; 1998 war dies nur bei 70 Prozent der Fall. Allerdings: An der Schlaganfall-Prävalenz hat sich nicht viel getan.
Immer noch hat fast jeder dritte Erwachsene in Deutschland Bluthochdruck. Und immer noch weiß einer von fünf Hypertonie-Patienten nichts von seiner Erkrankung.
Außerdem sei der Durchschnitt des systolischen Blutdrucks mit 124 mmHg bei uns nicht optimal, betont das Institut. Fast 60 Prozent der Erwachsenen lägen mit ihren Werten über dem Optimum von 120/80 mmHg.
Von den Patienten mit bekanntem Bluthochdruck werden heute allerdings 88 Prozent behandelt - im Vergleich zu 79 Prozent im Jahr 1998.
Bei 70 Prozent der Behandelten liegt heute der Blutdruck zudem im Zielbereich unter 140/90 mmHg; vor 17 Jahren ist dies nur bei 42 Prozent der Fall gewesen.
Nicht alle haben allerdings von diesen positiven Trends profitiert: Bei den 18- bis 29-jährigen Männern haben sich Bekanntheits-, Behandlungs- und Kontrollgrad nicht verbessert, und der mittlere systolische Druck ist bei ihnen sogar gestiegen.
Insgesamt habe Deutschland bei den Behandlungs- und Kontrollraten der Hypertonie mächtig aufgeholt, betont das RKI in Berlin. Die Zahlen liegen heute auf ähnlichem Niveau wie in den USA und vor England und Frankreich.
Die positive Entwicklung wird vor allem auf die verbesserte Behandlung bei Patienten mit Hypertonie zurückgeführt. Inwieweit Lebensstilfaktoren wie Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung eine Rolle spielen, sei unklar.