Diabetiker früher zum Koloskopie-Screening?
Eigene Studiendaten regen US-Forscher zu Überlegungen an, ob ein Koloskopie-Screening bei Diabetikern früher erfolgen sollte als bei Nicht-Diabetikern. Denn ihre Ergebnisse zeigen offenbar: Das Risiko für Darmkrebs ist bei Diabetes erhöht.
Veröffentlicht:SAN DIEGO (ob). Kolorektale Karzinome entstehen langsam. Bis sich aus Vorstufen invasive Karzinome gebildet haben, vergehen meist viele Jahre.
Das bietet eine gute Möglichkeit, diese Vorstufen in Form von Darmpolypen mittels Koloskopie-Screening früh zu entdecken und gegebenenfalls zu entfernen.
Diabetes ist mit einem erhöhten Risiko für Kolonkarzinome assoziiert. Dennoch gelten Diabetiker in der allgemeinen Wahrnehmung nicht als Hochrisiko-Personen, denen offiziell ein frühzeitiges Screening angeraten wird.
Neue, beim Kongress "Digestive Disease Week" in San Diego vorgestellte Studiendaten einer Gruppe von US-Forschern um Dr. Susan Hongha Vu aus St-Louis legen allerdings nahe, über eine entsprechende Empfehlung zumindest einmal nachzudenken.
Studiendaten von mehr als 3700 Patienten
Die Gruppe hat Befunde von 3749 Patienten analysiert, die in der Zeit zwischen Juni 2005 und Juni 2011 an einer Klinik in St. Louis einer Koloskopie unterzogen worden waren.
Aus dieser Population wurden 125 Diabetiker im Alter zwischen 40 und 49 Jahren herausgefiltert. Deren Koloskopie-Befunde wurden mit denen von zwei "gematchten", also weitgehend merkmalsgleichen Gruppen von Nicht-Diabetikern verglichen, die entweder gleichaltrig (40 bis 49 Jahre) oder älter (50 bis 59 Jahre) waren.
Ergebnis: In der Gruppe der Diabetiker war die Rate an koloskopisch entdeckten Adenomen deutlich höher als in der Gruppe der altersgleichen Nicht-Diabetiker (30,4 versus 14,4 Prozent) und etwa gleich hoch wie in der Gruppe der Nicht-Diabetiker im Alter zwischen 50 und 59 Jahren (32 Prozent).
Kasse zahlt Koloskopie für Menschen ab 55 Jahren
Für eine offizielle Änderung der Screening-Empfehlungen reichen diese retrospektiven Daten allerdings nach Einschätzung der Studienautoren nicht aus. Sie halten zunächst eine Bestätigung durch "robustere" Ergebnisse einer größeren prospektiven Studie für notwendig.
In Deutschland hat sich die Arbeitsgruppe um Professor Burkhard Göke in München mit diesem Thema befasst. Sie schlägt vor, alle Patienten mit neu aufgetretenem Typ-2-Diabetes - vor allem aber insulinpflichtige Typ-2-Diabetiker - in verkürzten Abständen einer Screening-Koloskopie zu unterziehen.
Die Kosten einer Koloskopie werden in Deutschland im Rahmen des gesetzlichen Früherkennungsprogramms ab einem Alter von 55 Jahren von den Kassen übernommen; die nächste Untersuchung kann dann nach zehn Jahren erfolgen.