Kommentar – MRT-Analysen
Die Macht der Algorithmen
Ob Facebook, Google oder Amazon – die großen IT-Konzerne wissen oft besser, was ihre User wollen, als diese selbst. Smarte Algorithmen werten mühelos jede Bestellung, jedes Like und jede Suchanfrage aus und errechnen daraus die jeweiligen Präferenzen – meist um gezielte Werbung zu schalten. Allerdings, und wen wundert's, kann man mit diesen Daten auch abschätzen, wer für wen bei der nächsten Wahl stimmen wird.
Solche prädiktiven Analysen lassen sich jedoch für weit weniger problematische Zwecke nutzen – etwa um festzustellen, wer am ehesten auf eine bestimmte Therapie anspricht. Analysieren geeignete Programme statt Facebookprofile fMRT-Daten, können sie relativ sicher vorhersagen, für welchen Depressiven eine Psychotherapie und für welchen ein SSRI die beste Wahl ist. In der Psychiatrie wäre dies ein erheblicher Fortschritt, hier sucht man seit Langem schon nach Biomarkern für eine individualisierte Therapie, hatte bislang aber vor allem die Biochemie vor Augen.
Die funktionelle Bildgebung aber könnte weit aussagekräftiger sein, wenn Ärzte wissen wollen, was bei psychischen Störungen wirklich im Gehirn passiert. Für die Auswertung bedarf es jedoch komplexer Software. Die Macht der Algorithmen – hier ließe sie sich sinnvoll nutzen.
Lesen Sie dazu auch: fMRT bei Depressionen: Blick ins Gehirn offenbart beste Therapie-Option