Bei Gicht
Die Schilddrüse checken
Patienten mit Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse haben vermehrt Gicht. Eine wechselseitige Abklärung ist sinnvoll.
Veröffentlicht:TAOYUAN. Von fast 90.000 Teilnehmern eines Gesundheitsscreening-Programms auf Taiwan wurden Daten zur Schilddrüse und Hyperurikämie / Gicht ausgewertet. Rund 83.500 Teilnehmer hatten eine normale Schilddrüsenfunktion, 1460 eine Unterfunktion (1,7 Prozent) und 2851 eine Überfunktion (3,2 Prozent).
Die Prävalenz der symptomatischen Hyperurikämie (Gicht) war in den beiden Gruppen mit einer Fehlfunktion der Schilddrüse deutlich erhöht: Bei Teilnehmern mit normaler Schilddrüsenfunktion lag die Gichtrate bei 4,3 Prozent, in der Gruppe mit Hypothyreose bei 6 Prozent und bei Hyperthyreose bei 5,3 Prozent (PlosOne, online 8. Dezember 2014).
Dabei zeigten sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern: War die Gichtrate bei Männern sowohl mit Hypothyreose (1,5-fach) als auch Hyperthyreose (1,4-fach) erhöht, war das nur bei Frauen mit Hyperthyreose der Fall (2,1-fach).
Auf die reine Hyperurikämie - also ohne Symptome - bezogen, war das Bild uneinheitlicher: Bei Männern gab es keine Assoziation zur Schilddrüsenfunktion. Bei Frauen war die Rate für eine symptomlose Hyperurikämie nur bei jenen mit Schilddrüsenüberfunktion erhöht.
Dr. Lai-Chu See von der Chang-Gung-Uni in Taoyuan in Taiwan und Kollegen merken hierzu in der Diskussion an: Die nur schwache Assoziation zwischen Schilddrüsenstatus und erhöhten Harnsäurewerten allein könne die erhöhte Gichtrate bei Hypo- und Hyperthyreose nicht vollständig erklären.
Ein plausibler Mechanismus sei hingegen die zunehmende Ablagerung von Uratkristallen in Folge einer Bindegewebsveränderung durch die Schilddrüsen-Fehlfunktion.
Die Kollegen aus Taiwan schlagen daher vor, bei Gicht-Patienten auch die Schilddrüsenfunktion abzuklären. Ebenso dürfte anders herum eine Bestimmung des Serum-Harnsäurewerts bei Schilddrüsen-Patienten ratsam sein.
Dass die Schilddrüse bei rheumatischen Erkrankungen eine Rolle spielt, wurde schon vor Jahren bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA) gezeigt. So hatte etwa eine Studie aus den Niederlanden mit 358 RA-Patienten ergeben: Von den 263 Frauen mit Rheumatoider Arthritis hatten 16 Patientinnen zusätzlich eine klinisch manifeste Hypothyreose.
Das entspricht einer Rate von 6,8 Prozent. Im Allgemeinen komme diese Schilddrüsenerkrankung nur bei 2,7 Prozent der niederländischen Frauen vor, so die Autoren.
Bei Frauen mit RA und Hypothyreose war zudem die Rate kardiovaskulärer Ereignisse erhöht: Bei ihnen hatten 6 von 16 einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten, oder es wurde eine pAVK diagnostiziert.
Das entspricht einer Rate von 38 Prozent. Zum Vergleich: Bei schilddrüsengesunden Patientinnen mit Rheuma betrug die Rate nur 13 Prozent. Hier war damals der Rat der Rheumatologen: Bei RA nach Hypothyreose suchen und behandeln. (hub)