Dioxin schädigt akut Haut und Leber

Das wichtigste Dioxin - Kürzel 2,3,7,8-TCDD - gilt als giftigste von Menschen hergestellte Substanz. Es wirkt durch Bindung an einen Zellrezeptor.

Veröffentlicht:
Dioxin löst einerseits akute schwere Vergiftungen aus, andererseits langfristige Schäden. Es reichert sich im Fettgewebe an.

Dioxin löst einerseits akute schwere Vergiftungen aus, andererseits langfristige Schäden. Es reichert sich im Fettgewebe an.

© gunnarassmy / fotolia.com

DESSAU-ROßLAU (ars). Was Dioxin anrichten kann, haben der Unfall im italienischen Seveso und der Anschlag auf den ukrainischen Politiker Wiktor Juschtschenko der Öffentlichkeit augenfällig gemacht: Leitsymptom einer schweren akuten Vergiftung ist die Chlorakne.

Dioxin schädigt zudem die Leber, wodurch Lipide, Cholesterin und Transaminasen im Blut steigen, es verursacht Auszehrung, Entgleisungen des Stoffwechsels, des Hormon-, Immun- und Nervensystems, wie das Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau informiert.

Das langlebige Dioxin reichert sich über die Nahrungskette an. Die langfristige Gefahr liegt darin, dass es im Körperfett gespeichert und nur sehr langsam eliminiert wird.

Die WHO hat das 2,3,7,8-TCDD als für Menschen krebserregend eingestuft, und es gilt als einer der stärksten Krebspromotoren. Bei hoher Exposition kommt es gehäuft zu Leukämie und soliden Tumoren. Weiter wirkt es auf die Dauer fetotoxisch und teratogen.

Die Giftigkeit des Dioxins beruht darauf, dass es an ein in Tieren und Menschen verbreitetes Zellprotein bindet, den Arylhydrocarbonrezeptor. Er regelt als Transkriptionsfaktor die Genaktivität und kontrolliert damit das Wachstum und die Differenzierung von Zellen.

Weitere Mechanismen: die Bindung an den epidermalen Wachstumsfaktor EGF, der agonistische Effekt für Schilddrüsenhormone und Störungen des Vitamin-A-Stoffwechsels.

Allerdings ist die tödliche Grenzdosis für den Menschen nicht bekannt. Bei Mäusen beträgt die Menge, bei der 50 Prozent der Tiere sterben (LD50), 100µg/kg KG.

Doch variiert dieser Wert je nach Tierart recht stark. Die Bewohner von Seveso hatten Serumspiegel bis 56 ppb (parts per Billion), Juschtschenko 100 ppb.

Das 2,3,7,8-TCDD ist Mitglied einer Gruppe von Dioxinen, die alle aus drei Kohlenstoffringen mit mehreren angehefteten Chloratomen aufgebaut sind.

Sie entstehen als Nebenprodukte bei der Herstellung chlororganischer Chemikalien oder bei Verbrennungsreaktionen. Hauptquelle für den Eintrag in die Luft ist heute die Metallgewinnung.

Lesen Sie dazu auch den Hintergrund: Gefahr durch Dioxin im Ei? Auf die Belastung kommt es an

Lesen Sie dazu auch: Dioxin nun auch in Schweinefleisch nachgewiesen Dioxin-Skandal: Hausarzt stellt Strafanzeige

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

CAR-T-Zelltherapie

Follikuläres Lymphom: Liso-Cel ab der Drittlinie

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter

Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Husten und symbolische Amplitude, die die Lautstärke darstellt.

© Michaela Illian

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung