WHO
Ebola-Helfer müssen noch lange in Afrika bleiben
Vor mehr als einem Jahr brach Ebola in Westafrika aus. Experten hoffen, die Epidemie in den nächsten Monaten zu besiegen. Aber selbst dann ist der Einsatz der Helfer noch lange nicht abgeschlossen.
Veröffentlicht:SAN JOSE. Der Schock sitzt tief. "Wir dachten, so etwas könnte nur in einem schlechten Film passieren", sagt Iza Ciglenecki. Die Projektleiterin bei "Ärzte ohne Grenzen" (MSF) hat auf der AAAS-Konferenz (American Association for the Advancement of Science) in Kalifornien ihre Eindrücke von der Ebola-Epidemie geschildert.
Etwa, wie das MSF-Behandlungszentrum in der liberianischen Hauptstadt Monrovia so überfüllt war, dass Menschen auf der Straße davor starben.
In den am schlimmsten betroffenen Ländern Guinea, Sierra Leone und Liberia sind nach WHO-Angaben fast 23.000 Menschen an Ebola erkrankt, und mehr als 9000 von ihnen gestorben.
Auf der AAAS-Konferenz gab es nun eine Bestandsaufnahme: Wie konnte es zu dieser Epidemie kommen? Welche Zeichen wurden übersehen? Was kann man es künftig besser machen?
Länder waren nicht vorbereitet
"Das war die größte und schwierigste Ebola-Epidemie, die wir je beobachtet haben", sagte der stellvertretende WHO-Generalsekretär Keiji Fukuda. Die betroffenen Länder waren geschwächt von jahrzehntelangen Konflikten und nicht angemessen vorbereitet.
Der Ausbruch blieb mehrere Monate unentdeckt. Unter anderem aufgrund der Begräbniskultur, bei der viele Menschen in Kontakt mit der Leiche kommen, und weil viele Menschen die Grenzen zwischen den betroffenen Ländern ständig überqueren, konnte sich die Krankheit rasch ausbreiten.
"Die meisten Ausbrüche vorher waren sehr stark isoliert. Bevor klar war, dass es sich bei diesem um einen weitreichenden Ausbruch handelt, war er schon weit fortgeschritten", so der Direktor des US-National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAD) in Bethesda, Dr. Anthony Fauci.
Eine umfassende Fehleranalyse stehe noch aus. Aber eines sei klar geworden, sagt WHO-Vize Fukuda: "Die wichtigste Rolle spielen die Länder. Sie müssen die Krankheit früh entdecken können und diese Information weitergeben. Derzeit besuchen wir alle Länder in Afrika, um ihre Fähigkeiten in dieser Hinsicht zu überprüfen, und stellen fest, dass sie vielerorts nicht so robust sind, wie wir gedacht hatten."
Solide Infrastruktur wichtig
Immunbiologe Fauci fordert, dass die Ebola-Helfer Afrika nicht verlassen dürften, ohne eine solide Infrastruktur vor Ort zu lassen. Auch an Impfstoffen müsse weiter gearbeitet werden. Denn die aktuelle Epidemie ist noch lange nicht vorbei.
"Wenn wir auf null Neuansteckungen herunterkommen wollen, dann müssen wir das, was wir jetzt machen, weitermachen", sagt Fukuda. Eine Prognose, wann die Epidemie gestoppt sein könnte, wollen weder er noch seine Kollegen abgeben.
Und Ciglenecki von "Ärzte ohne Grenzen" hat eine weitere große Sorge: Langzeitfolgen. "Bislang haben wir denen nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt.
Aber frühere Ebola-Fälle haben gezeigt, dass zu den Langzeitfolgen unter anderem Gewichtsverlust, Schmerzen, Erblindung, Müdigkeit, Stigmatisierung und psychische Probleme gehören können.
Und inzwischen kommen in den betroffenen Ländern auch schon Ebola-Überlebende zusammen und tauschen sich darüber aus." (dpa)