Schwerer Haarausfall

Eine Therapie reicht oft nicht

Bei schwerem Haarausfall ist eine Monotherapie nicht immer ausreichend. In Kombination mit einem anderen Wirkstoff ließen sich in einer Fallserie deutlich bessere Ergebnisse erzielen.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Alopecia areata bei einer 21-jährigen Frau. Auch Augenbrauen und Wimpern können ausfallen.

Alopecia areata bei einer 21-jährigen Frau. Auch Augenbrauen und Wimpern können ausfallen.

© Dr. Hans Schulz, Bergkamen

ADANA. Wenn eine Alopecia areata (AA) mehr als 50 Prozent der Kopfhaut betrifft, wird in der Regel ein Therapieversuch mit Diphenylcyclopropenon (DPCP) unternommen.

Einer Metaanalyse zufolge kommt es damit bei knapp 60 Prozent der Patienten zum Nachwachsen von mehr als 90 Prozent der Haare.

Nach den Erfahrungen von Dermatologen der Uniklinik im türkischen Adana liegen die Ansprechraten allerdings oft noch niedriger.

Sie haben daher die Behandlung von Patienten mit schwerer AA, Alopecia totalis (AT) oder Alopecia universalis (AU) und/ oder therapierefraktären Erkrankungsformen in ihrer Abteilung umgestellt.

Behandlungsstrategien miteinander verglichen

Während sie früher mit DPCP allein behandelt haben, setzen sie nun von Anfang auf DPCP plus Cignolin. Die Kombination ist ihren Beobachtungen zufolge wirksamer als die Monotherapie.

Jetzt stellen sie eine Fallserie zu beiden Behandlungsstrategien vor (Journal of the American Academy of Dermatology 2015; online 1. Februar).

22 Patienten waren mindestens 30 Wochen lang nur mit DPCP behandelt worden (fünf weitere DPCP-Patienten hatten die Behandlung abgebrochen); 25 Patienten hatten ebenso lang die Kombination erhalten (vier weitere hatten die Behandlung abgebrochen, 18 Patienten waren kürzer behandelt worden).

AA-Subtypen sowie Befall von Kopfhaut, Nägeln, Körper, Augenbrauen, Wimpern und Bart in den beiden Gruppen waren vergleichbar.

Ein vollständiges Therapieansprechen (100 Prozent Nachwachsen der Haare) wurde nach 30 Wochen bei 36 Prozent der DPCP- und bei 72 Prozent der DPCP-Cignolin-Patienten beobachtet; mindestens 50 Prozent des Kopfhaars wuchsen bei 55 Prozent bzw. 88 Prozent nach.

Bart wächst vollständig nach

Mit der Monotherapie dauerte es außerdem bis zur Neubildung von Vellus- und Terminalhaaren rund zehn Wochen, mit der Kombination nur acht. 100 Prozent Kopfbehaarung waren nach 30 bzw. 26 Wochen vorhanden.

Augenbrauen und Wimpern wuchsen lediglich bei 17 Prozent der DPCP-Patienten komplett nach, in der Kombinationsgruppe dagegen bei 67 Prozent und 69 Prozent.

Ein vollständiges Nachwachsen der Barthaare wurde ausschließlich von Letzteren erreicht (86 Prozent). Wie lange die AA schon bestand, war für den Erfolg der Behandlung unerheblich.

Kein Unterschied zwischen den Regimen war dagegen bei der Rückfallquote zu erkennen: Drei DPCP- und vier DPCP-Cignolin-Patienten erlitten nach 40 bzw. 50 Wochen ein Rezidiv.

Neben lokalen Reaktionen kam es unter beiden Therapien oft zu Pruritus und Dermatitiden mit größerer Ausdehnung, regionalen Lymphadenopathien und grippeartigen Beschwerden.

Oberflächliche Follikulitiden und Hyperpigmentierungen traten mit der Kombitherapie öfter auf.

Aufgrund dieser Erfahrungen halten die Autoren die Kombination aus DPCP und Cignolin für überlegen. Den Vorteil gegenüber der DPCP-Therapie erklären sie mit der synergistischen Wirkung.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Fallbericht über Typ-IV-Allergie

Dexpanthenol kann massive Kontaktdermatitis auslösen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Steuern

Pflicht zur E-Rechnung – was auf Ärzte jetzt zukommt

Gastbeitrag

Infertilität: Was bringt gesunder Lifestyle?

Lesetipps
Ein Mann hat Kopfweh und fasst sich mit beiden Händen an die Schläfen.

© Damir Khabirov / stock.adobe.com

Studie der Unimedizin Greifswald

Neurologin: Bei Post-COVID-Kopfschmerzen antiinflammatorisch behandeln

Der gelbe Impfausweis

© © mpix-foto / stock.adobe.com

Digitaler Impfnachweis

eImpfpass: Warum das gelbe Heft noch nicht ausgedient hat