Venöse Thromboembolie
Einen Monat später ist jeder Zehnte tot
Trotz moderner Präventions- und Therapieoptionen besteht in der Allgemeinbevölkerung ein hohes Risiko für venöse Thrombosen. Viele Patienten überleben das Ereignis nicht lange.
Veröffentlicht:QUEBEC. Neue Daten zu Inzidenz und Mortalität von venösen Thromboembolien (VTE) kommen aus der kanadischen Provinz Québec. Anhand von Versicherungsunterlagen wurden dort alle Einwohner identifiziert, die zwischen 2000 und 2009 eine VTE erlitten hatten (The American Journal of Medicine 2013, online 8. Juli).
Bei 67.354 Patienten galt die Diagnose VTE als sicher, bei weiteren 35.123 Patienten wurde sie als wahrscheinlich eingestuft. Die alters- und geschlechtsadjustierte Inzidenzrate betrug damit 1,22 pro 1000 Personenjahre für jegliche VTE, 0,78 für jegliche tiefe Venenthrombose (TVT) und 0,45 für jegliche Lungenembolie (LE). Die entsprechenden Raten für die gesicherten Ereignisse lagen bei 0,90, 0,53 und 0,38.
VTE-Rate bei über 80-Jährigen achtfach erhöht
Erwartungsgemäß war mit dem Alter eine Zunahme der Inzidenzen festzustellen: Im Durchschnitt war das Risiko von über 80-Jährigen etwa achtmal so hoch wie das von unter 50-Jährigen. Zwischen Frauen und Männern gleichen Alters fand sich dagegen kein Unterschied bei der VTE-Rate.
Bei der Mehrzahl aller VTE (62%) hatte ein Hauptrisikofaktor vorgelegen, am häufigsten Krebs, ein Klinikaufenthalt oder eine Operation. Fast ein Drittel aller Patienten war sogar durch mehr als zwei Risikofaktoren gefährdet.
10,6% der Patienten mit sicherer oder wahrscheinlicher VTE starben innerhalb von 30 Tagen, 23,0% innerhalb eines Jahres. Von den Patienten mit gesicherter Diagnose waren es 14,1% und 29,2%. Bei einer LE war die 30-Tage-Mortalität gut doppelt so hoch wie bei einer TVT. Außerdem hatten Männer ein höheres Sterberisiko als Frauen.
Krebskranke haben besonders schlechte Prognose
Besonders düster war die Prognose von Krebspatienten mit einer VTE, nur 47% überlebten das folgende Jahr. Die 1-Jahres-Überlebensquote von Patienten mit provozierter VTE betrug 84% und lag damit niedriger als nach einer VTE ohne Risikofaktoren (93%), was vermutlich auf das höhere Alter der ersten Gruppe zurückgeht.
Für die Studienautoren um Dr. Vicky Tagalakis aus Montréal deutet der hohe Anteil von Patienten mit (mehreren) Risikofaktoren darauf hin, dass durch eine verbesserte Thromboseprophylaxe die VTE-Inzidenz bei diesen exponierten Personen gesenkt werden könnte. Handlungsbedarf sehen sie auch bei Krebspatienten: Hier müsse das Management von VTE stärker in den Vordergrund rücken.