Mandel-Entfernung
Eltern bevorzugen Tonsillektomie
Eine große Mehrheit der Eltern entscheidet sich dafür, bei ihren Kindern eine Tonsillektomie vornehmen zu lassen, wie eine Studie zeigt. Denn die nur teilweise Entfernung des Mandelgewebes birgt Risiken.
Veröffentlicht:BETHESDA / MARYLAND. Prinzipiell ist die Tonsillotomie, also die lediglich teilweise Entfernung der Gaumenmandeln, eine Alternative zur Komplettentnahme per Tonsillektomie.
Sie kann sogar auf einige Vorteile verweisen, etwa eine geringere Blutungsrate oder weniger Schmerzen nach dem Eingriff. Allerdings birgt die Tonsillotomie auch Nachteile - vor allem den, dass mit dem verbliebenen Tonsillengewebe auch die Ursache der Probleme weiter bestehen kann, derentwegen der Eingriff vorgenommen wurde.
Fragebögen für Eltern
Sally Stasio vom Walter Reed National Military Medical Center in Bethesda hat zusammen mit Kollegen untersucht, welchen der beiden Eingriffe Eltern nach einer Information über kurz- und langfristige mögliche Folgen für ihre Kinder wählen würden (Int J Pediatr Otorhinolaryngol 2014, online 31. Dezember).
Dazu verteilten die Forscher Fragebögen an insgesamt 234 Eltern in einem Wartezimmer einer pädiatrischen HNO-Praxis. Mit den enthaltenen Fragen wurden die Eltern unter anderem auf ihr Risikoverhalten getestet, sollten aber hauptsächlich folgende Wahl treffen:
"Nehmen Sie an, Ihrem Kind müssten die Tonsillen entfernt werden. Für welches der beschriebenen Verfahren würden Sie sich entscheiden?:
Prozedur A: Ein Teil der Tonsillen wird entfernt, die Kapsel bleibt erhalten. Das postoperative Blutungsrisiko beträgt 1 bis 2 Prozent, es treten weniger Schmerzen auf und die Erholung geht rascher vonstatten (3 bis 5 Tage).
Aber es besteht ein höheres Risiko dafür, dass die Mandeln nachwachsen, die Beschwerden wiederkehren und die Operation wiederholt werden muss. Außerdem bleibt die Gefahr bestehen, dass das Kind auch künftig an Streptokokken-Angina erkrankt.
Geringe Chance, dass Mandeln nachwachsen
Prozedur B: Tonsillen und Kapsel werden vollständig entfernt. Das Blutungsrisiko beträgt 3 bis 4 Prozent, die Schmerzen sind stärker und die Erholung dauert länger (5 bis 10 Tage).
Aber es besteht praktische keine Chance, dass die Mandeln nachwachsen. Mit einer Streptokokken-Angina ist nicht mehr zu rechnen."
85,9 Prozent der Eltern entschieden sich auf der Basis dieser Informationen für die Tonsillektomie. Sie nahmen also größere kurzfristige Risiken in Kauf, um die langfristigen Risiken zu senken.
Die Ergebnisse der Tests auf das Risikoverhalten zeigten zudem, dass die Einstufung als risikoaversiv mit der Entscheidung für die Tonsillektomie assoziiert war.