Wean Net

Engagement für Patienten am Beatmungsgerät

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BERLIN. Rund 40 Prozent aller Patienten, die künstlich beatmet werden müssen, haben Schwierigkeiten, anschließend vom Beatmungsgerät entwöhnt zu werden. Um die Entwöhnung – das Weaning – und damit die Prognose für die Patienten zu verbessern, hat die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) das Kompetenznetzwerk "WeanNet" gegründet.

Nach Angaben der DGP wächst die Zahl der Patienten, die nur schwer vom Beatmungsgerät zu entwöhnen sind und deswegen längerfristig beatmet werden müssen. Das betreffe in Deutschland etwa 30.000 Patienten und koste das Gesundheitssystem zwei bis vier Milliarden Euro pro Jahr, so die DGP in einer Mitteilung vorab zu ihrem Jahreskongress Ende März.

Je länger der Patient an das Beatmungsgerät gebunden sei, desto mehr Atemmuskulatur baue sich ab und desto schwerer falle es ihm, wieder selbstständig zu atmen. Zehn Prozent der Betroffenen sind auch nach Entlassung aus der Klinik auf das Beatmungsgerät und intensive Pflege angewiesen – ein Zustand, der nach Möglichkeit vermieden werden sollte, findet Professor Martin Hetzel, Krankenhaus vom Roten Kreuz Bad Cannstatt. "In vielen Kliniken wird das Weaning zu früh aufgegeben, weil die Strukturen und das Personal auf den Intensivstationen dafür fehlen", wird der Tagungspräsident des diesjährigen DGP-Kongresses zitiert. Um die Intensivstation zu entlasten, spezialisieren sich Weaningzentren darauf, Beatmungspatienten bei der Entwöhnung zu unterstützen. Neben den Atemübungen gehört dazu auch Physiotherapie oder Logopädie, denn viele Patienten müssen auch das Schlucken wieder lernen. Die professionelle Entwöhnung sei zeit- und personalintensiv, so Hetzel: "Die Anstrengung lohnt sich aber, weil sie nachweislich die Lebenserwartung und -qualität verbessert und auch finanziell günstiger ist als die dauerhafte außerklinische Beatmung in einem Intensivpflegeheim."Untersuchungen der DGP hätten ergeben, dass über 50 Prozent der langzeitbeatmeten Patienten erfolgreich vom Beatmungsgerät entwöhnt werden können und eventuell nur noch zum Schlafen eine Atemmaske brauchen, teilt die DGP mit.

Das bundesweit kooperierende "WeanNet" der DGP unterstütze spezialisierte Weaningzentren in inhaltlichen und organisatorischen Fragen. Ein spezielles Zertifizierungsverfahren und ein zentrales Patientenregister sollen die Weiterentwicklung der Zentren fördern und auch die Qualität der Behandlung sicherstellen. (eb)

Das Thema "Weaning" wird auch beim Kongress der DGP vom 22.. bis 25. März in Stuttgart aufgegriffen werden: http://www1.pneumologie.de/

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