Lungenkrebs
Erbgut entschlüsselt
Wissenschaftler haben die DNA-Sequenzen des kompletten Erbgutes von 110 SCLC untersucht.
Veröffentlicht:KÖLN. Wissenschaftler haben Veränderungen in zwei Untergruppen neuroendokriner Tumore (NET) der Lunge entdeckt. Im Rahmen der Studie entschlüsselten sie das komplette Erbgut von 110 kleinzelligen Bronchialkarzinomen, teilt die Uniklinik Köln mit.
Forscherteams der Kölner Universität und Uniklinik Köln untersuchten gemeinsam mit Krebszentren aus der ganzen Welt zwei Untergruppen von NET der Lunge: das kleinzellige Bronchialkarzinom (small cell lung cancer, SCLC) und das Karzinoid der Lunge.
Unter der Leitung von Professor Roman Thomas, Abteilung Translationale Genomik, wurden die DNA-Sequenzen des kompletten Erbgutes von 110 SCLC untersucht (Nature 2015; online 13. Juli). Durch die vollständige genomische Analyse gelang es den Forschern, biologische Schlüsselprozesse aufzuklären und gemeinsame Muster in den Veränderungen des Erbgutes aufzuzeigen.
So konnten in allen Fällen eine Inaktivierung der Gene RB1 und TP53 nachgewiesen werden, die für die Kontrolle des Zellwachstums verantwortlich sind, heißt es in der Mitteilung der Uniklinik Köln. Darüber hinaus wurden zahlreiche neue Gene entdeckt, deren biologische Funktionen noch weitgehend unklar sind.
Im Vergleich dazu zeigte die genomische Analyse der Lungenkarzinoide zahlreiche Unterschiede, sowohl in ihrem feingeweblichen Aufbau als auch in ihrem biologischen Verhalten (Nat Commun 2014; 5:3518).
Mutationen in den Kontrollgenen RB1 und TP53 traten bei den Karzinoiden nur sehr selten auf. "Jedoch haben wir häufig Mutationen in einer anderen Gruppe von Genen gefunden, die eine Rolle bei der Zugänglichkeit der DNA für nachgeschaltete molekulare Prozesse spielen", wird Professor Reinhard Büttner, Leiter der Pathologie an der Uniklinik Köln und Co-Autor bei beiden Studien, in der Mitteilung zitiert.
Die unterschiedlichen Studienergebnisse machten deutlich, dass Lungenkarzinoide keine frühen Vorläufer anderer NET wie dem SCLC sind, sondern durch unabhängige zelluläre Mechanismen entstehen. (eb)