Neun Fachgesellschaften raten

Finger weg von der E-Zigarette

In einem Positionspapier haben neun Fachgesellschaften zur E-Zigarette Stellung bezogen: Pneumologen, Internisten, Kardiologen und Co. raten von den Verdampfern ab - und liefern fünf Gründe dafür.

Veröffentlicht:
Wegen Sicherheitsbedenken eignen sich die E-Zigaretten nicht für eine Rauchentwöhnung, finden neun Fachgesellschaften.

Wegen Sicherheitsbedenken eignen sich die E-Zigaretten nicht für eine Rauchentwöhnung, finden neun Fachgesellschaften.

© Franziska Gabbert / dpa

BERLIN. "Elektronische Zigaretten können aufgrund eines fehlenden Wirksamkeitsnachweises für eine Entwöhnungsbehandlung und gleichzeitig bestehender Sicherheitsbedenken nicht empfohlen werden."

So das Fazit eines Positionspapiers zu E-Zigaretten, dass die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie (DGP) bei ihrem Kongress vorgestellt hat (Pneumologie 2015; 69: 131).

Daran beteiligten sich der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), der Bundesverband der Pneumologen (BdP), die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM), die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG), die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK), die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) und die Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie (GPP). Als Gründe führen sie an:

- Die völlig unregulierte Verkäuflichkeit von Verdampfungsprodukten einschließlich Nikotin in E-Zigaretten ist aus medizinischer Sicht nicht akzeptabel.

- Die großen Erfolge, Tabak- und Nikotinkonsum als etwas Unnormales, unter medizinischen Gesichtspunkten Behandlungsbedürftiges zu sehen, werden durch die Verbreitung von E-Zigaretten konterkariert. Durch zunehmende Akzeptanz von E-Zigaretten in der Gesellschaft könnte auch das konventionelle Zigarettenrauchen wieder stärker toleriert werden.

- Auch wenn die Inhalation von E-Zigaretten-Dampf nach heutigem Wissensstand harmloser als die Inhalation konventionellen Zigarettenrauchs ist, sind Langzeiteffekte viel zu wenig bekannt, um hieraus Entwarnung geben zu dürfen. Aktuelle Studien legen den Verdacht nahe, dass Nikotin auch kanzerogen wirksam sein kann.

- Auch wenn mehrere Studien nahelegen, dass E-Zigaretten eine Raucherentwöhnung unterstützen können, ist die Evidenz dafür gering. Zudem gebe es empfehlenswerte qualitätsgesicherte multimodale Entwöhnungsprogramme.

- Spezielle Geschmacksrichtungen und Werbung animierten vor allem auch Jugendliche zu einem vermeintlich harmlosen Konsum. Möglicherweise werde so auch Tabakrauchen gefördert. (eis)

Lesen Sie dazu auch: Pneumologen-Kongress: Fluch und Segen der E-Zigaretten

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 20.03.201522:50 Uhr

@Prof. Dr. Bernd Mayer, Sie demontieren sich selbst, wer sich selbst widerspricht und noch sehr hochmütig in ad hominem flüchtet …

… muss sich fragen lassen,
1) warum sich die Pharmakologie von Nikotin ändern soll in 9 Jahren (nicht in 10, soviel Korrektheit muss man schon von einem Professor verlangen!)
Als Propädeutik empfehle ich diese kleine Zusammenfassung:
http://whyquit.com/CDC/SGR_2010_How_Tobacco_Smoke_Causes_Disease.pdf

2) ….. und der darf sich nicht wundern, wenn dann auch seine zitierte 60-seitige Meta-Analyse nachgelesen wird, ob denn da wirklich das drin steht, was Sie hier behaupten.
Also die Ungefährlichkeit der eZigarette als empfehlenswerte Raucherentwöhnungsbehandlung.
Dazu steht hier wörtlich, ich hoffe dazu reichen Ihre Englischkenntnisse,

"electronic cigarettes or e-cigarettes are a relatively new, and unregulated, approach to nicotine delivery. Consequently, the safety of these products and their use for quitting cigarette smoking have not been well evaluated. At this time, they are not considered cessation devices, and their contents and risk profiles are just beginning to be explored."

beachten Sie das Wort "beginning"
Hierzu geben die amerikanischen Onkologen auch im März 2015 keinesfalls grünes Licht:
Electronic Nicotine Delivery Systems: A Policy Statement From the American Association for Cancer Research and the American Society of Clinical Oncology,
lesen Sie das nach!

3) Nun, es geht also in Ihrem Verweis NICHT um diese e-Zigarette sondern um die medizinisch eingesetzten pharmakologischen Hilfen. Da steht allerdings das Nikotin zahlenmäßig an erster Stelle,
genannt NRT, (nicotine replacement therapy) völlig harmlos???:

"For NRT, the risk of any CVD event was statistically significantly increased compared with placebo (RR, 1.81; 95% credible interval [CrI], 1.35–2.43)."

Das unterscheidet Nikotin, überhaupt nicht überraschend von allen anderen Ansätzen.
Den Suchtfaktor bitte nicht vergessen. Es gibt leider keine lineare Dosiswirkung bei Zigaretten, wie bei Nikotin,
etwas weniger davon hilft also nicht wirklich.

Das wird die 9 Fachverbände und ihre ungeliebte WHO beeinflusst haben.

Nur Sie Herr Professor haben falsch zitiert, warum wohl?

Freundliche Grüße

Prof. Dr. Bernd Mayer 20.03.201518:13 Uhr

Schlusswort

Sie argumentieren mit einem 10 Jahre alten Gutachten von mir. Sehen Sie, damals war ich auf dem Erkenntnisstand, auf dem Sie heute sind. Im Unterschied zu Ihnen habe ich in der Zwischenzeit Literatur gelesen anstatt unreflektiert nachzuplappern, was mir die WHO vorkäut.

Offensichtlich ist Ihnen der Unterschied in der Aussagekraft von Einzelstudien (von denen Sie sich eine ausgesucht haben, die Ihnen passt) und Meta-Studien unbekannt, die eine Vielzahl von Einzelstudien analysieren. Damit demonstrieren Sie eindrucksvoll, dass sie Epidemiologie nicht einmal ansatzweise verstehen.

Damit ist für mich die Diskussion beendet. Wer von uns beiden der Blödmann ist soll die Leserschaft entscheiden.

Dr. Wolfgang P. Bayerl 20.03.201515:48 Uhr

@Prof. Dr. Bernd Mayer, Sie wollten doch sachlich bleiben??? also keine dummen Unterstellungen!

Ich habe ausreichend Patienten mit Lungen-Ca gesehen, aber viel viel mehr Herzinfarkte, so dass ich in der Lage bin beides zu unterscheiden, auch ohne Ihrer fragwürdigen "Metastudie",
der ich den "Comment" von Rowland K. entgegen stelle, auch ein Review, der genau das Gegenteil aussagt.:
ACP Journal Club. Review: Nicotine replacement therapy increases CVD events; bupropion and varenicline do not.
Kausale Begründungen sind immer noch überzeugender als Statistik, die ja leider schon mal zielgerichtet zusammengestellt werden kann.
Wenn Sie der Pharmakologe Prof. Dr. Bernd Mayer aus Graz sind, halte ich Ihnen daher Ihr eigenes Gutachten entgegen:
http://www.aerzteinitiative.at/RuyanGutachten.pdf
".... beruht die wesentliche gesundheitsschädliche Wirkung von Nikotin auf einer durch Stimulierung sympathischer Ganglien bewirkten Verengung von Blutgefäßen und daraus resultierender arterieller Hypertonie, Thrombosen und signifikant erhöhtem Risiko für Myokardinfarkt und ischämischen Insult (Schlaganfall)."

daraus eine "vorbehaltlose Empfehlung" zu machen, ist schlicht als bezahltes Parteiengutachten zu bezeichnen!


Die eigentlich Brisanz der eZigarette, das sollte jeder Blödmann erkennen,
liegt nicht in der medizinisch unterstützten Entwöhnung, sondern in der arztunabhängigen Neueinführung einer frei verkäuflichen Alternativdroge mit ebenso hohem Abhängigkeitpotential, wie die normale Zigarette selbst.
Deshalb warnt die WHO und unseren 9 Fachgesellschaften davor.

Freundliche Grüße

Prof. Dr. Bernd Mayer 19.03.201522:46 Uhr

Tabakrauch besteht nicht nur aus Nikotin

Herr Dr. Bayerl, offenbar gehen Sie davon aus, dass die Effekte von Tabakrauch ausschließlich durch Nikotin verursacht werden. Der Verzicht auf Tabak reversiert das Risiko für Koronare Herzkrankheit nahezu vollständig, aber meines Wissens gibt es keinen Hinweis darauf, dass dieser Effekt auf dem Wegfall von Nikotin beruht. Eine kürzlich in Circulation veröffentlichte große Metastudie erbrachte keinen Hinweis auf erhöhtes Risiko schwerwiegender Herz-Kreislauferkrankungen durch Nikotin: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24323793 Das ist einer der Gründe warum Sie Ihren Patienten den Umstieg auf E-Zigaretten empfehlen sollten, wenn Sie ernsthaft an deren Gesundheit interessiert sind.

Die Gleichsetzung von Tabakrauch mit Nikotin ist leider weit verbreitet. Das beginnt bei der "Nikotinabhängigkeit" (die Fagerström mit gutem Grund in Tabakabhängigkeit umbenannt hat) und hört bei den "nikotingelben" Fingern auf. Es wird wohl ein Weilchen dauern bis dieser Irrtum, der leider weitreichende gesundheitspolitische Folgen hat, flächendeckend korrigiert sein wird. Ich bin aber überzeugt, dass ein kurzes Literaturstudium auch Sie, Herr Dr. Bayerl, überzeugen würde.

Dr. Wolfgang P. Bayerl 19.03.201520:30 Uhr

"gesundheitspolitischer Skandal"??? ist als Argument sicher keine "wissenschaftlich fundierte Ebene"

und psychologische Meinungen schon gar nicht.
Die machen fast alles kaputt.
Wenn der komplette Nikotinverzicht schon nach einem Jahr das Risiko für eine koronare Herzkrankheit halbiert
und nach 2 Jahren fast normalisiert, haben Sie schlechte Karten mit Ihrer Kritik, Herr "Pharmakologe"!
Ich denke wie die WHO besonders an Minderjährige.
Der WHO mangelnde Antiraucher-Philosophie zu unterstellen ist schon eher ein Witz
und es ist wirklich kein Geheimnis dass Deutschland in dieser Hinsicht eher zu den rückständigeren Ländern gehört.

<< < 1 2 > >> 
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Neuentwurf eines Gesetzes

Schrumpf-GVSG: Für Schwerpunktpraxen bleibt die Lage schwierig

Lesetipps
Ärztin im Gespräch mit Patientin.

© N_studio / stock.adobe.com

Urteil

Bundesgerichtshof: Kern der ärztlichen Aufklärung immer mündlich

Puzzle eines Gehirnes und eines Kopfes zum Thema Demenz und Alzheimer

© designer491 / Getty Images / iStock

Systematischer Review

Welche Medikamente das Risiko für Demenz beeinflussen könnten