Frühe Therapie erhöht Chance auf normale Körpergröße

MÜNCHEN (wst) In Deutschland leben etwa 100 000 kleinwüchsige Menschen, die als Erwachsene eine Körpergröße von nur 70 bis 150 Zentimeter erreicht haben. Und jedes Jahr werden etwa 15 000 Kinder geboren, die - bedingt durch unterschiedlichste Ursachen - das Risiko zum Kleinwuchs in sich tragen. Je früher dieses Risiko erkannt, spezifiziert und gezielt dagegen interveniert wird, desto größer sind die Chancen solcher Kinder auf eine halbwegs normale Größenentwicklung.

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Derzeit sind etwa 450 verschiedene Formen des Kleinwuchses bekannt. Viele, oft zusammenwirkende, Faktoren tragen dazu bei, wie groß ein Mensch wird, wie Professor Otfrid Butenandt aus München auf einer Pressekonferenz des Forum Wachsen in München erinnert hat.

Inwieweit die genetisch veranlagte Größe erreicht wird, hängt unter anderem ab von Gesundheit und Lebensführung der Mutter während der Schwangerschaft und der Ernährung während der gesamten Wachstumsphase des Kindes. Weitere Faktoren sind mögliche schwere, mit Gedeihstörungen verbundene, Krankheiten - etwa Hormondefizite oder Zöliakie - und nicht zuletzt auch die Psyche. So wachsen ungeliebte Kinder schlechter als geliebte, berichtete Butenandt.

Je früher ein drohender Kleinwuchs erkannt und je nach Ursache eine gezielte Behandlung eingeleitet wird, desto besser stehen die Chancen, daß betroffene Kinder eine annähernd normale Größe als Erwachsene erreichen. Denn jedes Jahr mit pathologisch verlangsamtem Wachstum bedeutet einen nicht mehr wettzumachenden Verlust an zu erwartender Endgröße, betonte Butenandt. Haben Patienten bereits die Pubertät erreicht, gibt es fast keine Möglichkeiten mehr, zu intervenieren.

Butenandt forderte deshalb dazu auf, bei allen Kindern mindestens einmal im Jahr die Größe und die Wachstumsgeschwindigkeit zu bestimmen. Wann immer dann ein Kind mit seinen Werten unter die dritte Perzentile der Norm fällt, sollten weitere Untersuchungen in einem auf Wachstumsstörungen spezialisierten Zentrum eingeleitet werden. Diese seien in nahezu allen Universitätskinderkliniken vorhanden.

Nicht immer ergibt sich dann eine interventionspflichtige Diagnose. Denn etwa drei Prozent aller Jungen und Mädchen haben eine genetisch bedingte Entwicklungsverzögerung. Dabei kann das Längenwachstum noch deutlich über das 18. Lebensjahr hinaus spontan nachgeholt werden. Einen ersten wichtigen Hinweis auf diese harmlose Entwicklungsverzögerung geben normal große Eltern, die in ihrer Kindheit und Jugend, etwa belegt durch Firmungs- oder Konfirmationsbilder, ebenfalls auffallend kleiner als ihre Altersgenossen waren.



STICHWORT

Forum Wachsen

Das Forum Wachsen ist eine im Februar vergangenen Jahres gegründete Arbeits- und Interessengemeinschaft von derzeit sechs pharmazeutischen Unternehmen: Ferring Arzneimittel, Ipsen, Lilly, Novo Nordisk, Pfizer und Serono. Wichtige Ziele des Forums sind die Qualitätssicherung in der Diagnostik und Therapie bei Patienten mit hormonell bedingten Wachstumsstörungen sowie die Kooperation mit endokrinologischen Fachgesellschaften und mit Patientenorganisationen. Außerdem sollen durch die Arbeit des Forums die Bevölkerung - und darunter besonders die Eltern auffallend kleiner Kinder - für das Problem Wachstumsstörungen sensibilisiert werden. (wst)

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