Hautkrebs-Diagnostik

Ganzkörperscanner spürt Melanome auf

Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Hautkrebs sind bis dato ziemlich aufwändig. Fraunhofer-Forscher haben jetzt einen Ganzkörperscanner entwickelt, der Dermatologen bei der Diagnostik unterstützt.

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Mit dem Dermascanner wird die Hautoberfläche aus verschiedenen Positionen gescannt.

Mit dem Dermascanner wird die Hautoberfläche aus verschiedenen Positionen gescannt.

© Dirk Mahler/Fraunhofer IFF

MAGDEBURG. Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind der einzige Weg, um kritische Hautveränderungen frühzeitig zu erkennen.

Hierzu werden mit einem Dermatoskop Nävuszellnävi auf Merkmale wie Größe, Textur und Umrandungen inspiziert und es wird beobachtet, ob sie sich im Laufe der Zeit verändern, erinnert das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF in Magdeburg.

Da die meisten Menschen viele davon haben, ist das eine zeitaufwändige Prozedur. Zudem ist es schwierig, Veränderungen wie etwa das Wachstum einzelner Leberflecke im Auge zu behalten, da sie der Arzt bei der nächsten Untersuchung oft nicht zweifelsfrei identifizieren kann.

3D-Messdaten erstellt

Forscher des Fraunhofer-Instituts haben auf Initiative und gemeinsam mit der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie Magdeburg sowie den Partnern Dornheim Medical Images GmbH und Hasomed GmbH einen dermatologischen Ganzkörperscanner entwickelt, der Ärzte künftig bei der Hautdiagnostik unterstützen soll.

"Der Scanner liefert standardisierte Daten, um die Haut zu beurteilen. Er ermöglicht zugleich eine verbesserte Verlaufsdokumentation jedes einzelnen aufgefallenen Leberflecks", wird Dr. Christian Teutsch vom IFF in der Mitteilung zitiert.

Zu Beginn der Untersuchung wird die Hautoberfläche des Patienten aus verschiedenen Positionen gescannt und in etwa 100 Einzelbilder unterteilt. Solche bildbasierten Dokumentationen gibt es bereits.

"Der Knackpunkt ist aber, dass man allein anhand der Aufnahmen die tatsächliche Größe und Wachstumsveränderungen nicht eindeutig erkennen kann", erklärt Teutsch.

Der Dermascanner erstellt daher zusätzlich 3D-Messdaten, die mit den 2D-Aufnahmen fusioniert werden. Dadurch wird jedem einzelnen Pixel im Bild ein Maßstab zugeordnet. Damit dies funktioniert, integrieren die Experten mehrere 3D-Sensoren in den Scanner.

Die Sensoren und Kameras werden kalibriert, so dass ihre räumliche Lage exakt bekannt ist. Treffen nun Lichtstrahlen aus der Kamera auf den Leberfleck, kann man ihnen einen genauen 3D-Abstand zuordnen.

Selbst wenn verschiedene Aufnahmen nicht aus der exakt gleichen Entfernung aufgenommen wurden, kann der Arzt anhand des Maßstabs die tatsächlichen Größenverhältnisse genau bestimmen.

Die Messdaten und Bildaufnahmen werden in eine Analysesoftware eingespeist, dort ausgewertet und durch eine automatische Klassifizierung vorsortiert. Existieren Verlaufsaufnahmen früheren Datums, vergleicht die Software diese mit den aktuellen Bildern.

"Mit unserer Technologie erkennt man ein Wachstum ab einem halben Millimeter", so Teutsch weiter. Ein weiterer Vorteil: Die 3D-Messdaten erlauben dem Arzt eine eindeutige Re-Lokalisierung jedes einzelnen Leberflecks.

"Es kommt häufig vor, dass ein einzelner Patient mehrere hundert Leberflecke aufweist", berichtet Professor Dr. Harald Gollnick, Direktor der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie Magdeburg in der Mitteilung.

Wenn sich ein solcher Hochrisikopatient nach einiger Zeit erneut beim Arzt vorstellt, lässt sich bei einer mit Pigmentmalen übersäten Haut mit herkömmlichen Untersuchungsmethoden nicht nachvollziehen, ob Stelle und Größe der Leberflecke noch identisch sind.

Gollnick: "Mit dem neuen Ganzkörper-Hautkrebs-Früherkennungssystem ist erstmals eine annähernd standardisierte Beurteilung von Zustand und Veränderungen der Haut möglich."

Erste Pilotanlagen realisiert

Die Diagnose selbst sei und bleibe Sache des Arztes, betont Teutsch. Dazu stehen dem Arzt sowohl die Messergebnisse als auch die Bildaufnahmen mit einer zusätzlichen 3D-Tiefenkarte zur Verfügung, auf der die Entfernung der einzelnen Pixel in der Aufnahme verzeichnet ist.

Da schon minimale Veränderungen eines atypischen Leberflecks von Bedeutung sein können, müssen die Mess- und Bilddaten zu jedem Zeitpunkt und auch zwischen verschiedenen Geräten vergleichbar sein.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Entwicklung war daher die Standardisierung des Dermascanners - ebenfalls eine Expertise des IFF: "Wir kalibrieren alle relevanten Bestandteile wie zum Beispiel Lichtquellen und rechnen die Bildaufnahmen in einen einheitlichen Farbraum um", so Teutsch.

Dies stellt sicher, dass Effekte wie etwa ein Nachlassen der Leuchtstärke im Laufe der Zeit die Ergebnisse nicht beeinflussen.

Der Dermascanner steht kurz vor der Marktreife, erste Pilotanlagen wurden realisiert, heißt es in der Mitteilung des Instituts. Kürzlich wurde das Projektteam zudem für seine Entwicklung vom Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft mit dem Hugo-Junkers-Preis 2014 für Forschung und Innovation aus Sachsen-Anhalt ausgezeichnet (www.hugo-junkers-preis.de).

Nun stehe die Suche nach Investoren an, um den Hautscanner in die Serienproduktion zu bringen. (eb)

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