Im Tiermodell
Gentherapie bei Muskeldystrophie erfolgreich getestet
Einem Forscherteam ist es gelungen, das bei der Muskeldystrophie des Typs Duchenne mutierte Dystrophin-Gen in Schweinen zu korrigieren.
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Die Forscher nutzten in ihren Versuchen eine modifizierte Form der Genschere Crispr/Cas9.
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München. Die Muskeldystrophie des Typs Duchenne (DMD) ist ja die häufigste muskuläre Erbkrankheit bei Kindern. Sie zwingt Betroffene oft schon vor dem zwölften Lebensjahr in den Rollstuhl und verringert die Lebenserwartung.
Meist erkranken Jungen an der DMD, da die verantwortlichen Mutationen sich im Dystrophin-Gen auf dem X-Chromosom befinden. Forscher haben nun eine Gentherapie entwickelt, die an DMD erkrankten Patienten dauerhaft helfen könnte.
Dem interdisziplinären Team ist es unter Federführung von Wissenschaftlern der Technischen Universität München (TUM) gelungen, das mutierte Dystrophin-Gen bei lebenden Schweinen zu korrigieren.
Um den fehlerhaften Genabschnitt aus der DNA der Muskel- und Herzzellen der Tiere herauszuschneiden, modifizierten die Forscher die Genschere Crispr-Cas9 (Nature Medicine 2020; online 27. Januar), berichtet die TUM.
„Diese Genschere ist sehr effizient, sie hat spezifisch das Dystrophin-Gen korrigiert“, wird Studienautor Professor Wolfgang Wurst in der Mitteilung zitiert.
Erfolgreiche Proteinbiosynthese
Das durch den Gendefekt unlesbar gewordene Gen konnte wieder sinnvoll abgelesen werden, wodurch eine erfolgreiche Proteinbiosynthese möglich wurde, heißt es in der Mitteilung weiter. Durch das nun verkürzt, jedoch stabil gebildete Dystrophinprotein verbesserte sich die Muskelfunktion.
Die therapierten Tiere waren weniger anfällig für Herzrhythmus-Störungen und hatten eine höhere Lebenserwartung als erkrankte Tiere, die nicht therapiert wurden.
„Muskel- und Herzzellen sind langlebige Zellverbände. Die Hälfte aller Herzmuskelzellen bleiben von der Geburt über den gesamten Lebenszyklus eines Menschen funktional“, so Studienautor Professor Christian Kupatt.
„Das Genom einer Zelle wird so lange für die Proteinbiosynthese genutzt, wie die Zelle lebt, und einmal mit der Therapie erreichte Zellen bleiben korrigiert. Verändern wir also das Genom einer Herzmuskelzelle, hat die Korrektur im Unterschied zu bisherigen Therapien einen langfristigen Erfolg.“
Therapie beim kliniknahen Modell
In der Vergangenheit ist der für das Dystrophinprotein verantwortliche Genabschnitt bereits erfolgreich korrigiert worden – allerdings am Mausmodell und an anderen Tiermodellen.
„Unsere Ergebnisse sind deshalb so vielversprechend, weil wir einen therapeutischen Erfolg nun bei einem kliniknahen Modell nachweisen konnten“, fügt Professor Maggie Walter, hinzu.
Das Schweinemodell stimmt in wichtigen biochemischen, klinischen und pathologischen Veränderungen mit der Duchenne-Muskeldystrophie beim Menschen überein. (eb)