Gichtmittel zeigt bei Herzinsuffizienz positive Seiten

Allopurinol macht wieder von sich reden. Neue Studiendaten nähren die Hoffnung, dass das "gute alte" Gichtmittel auch bei Herzinsuffizienz von therapeutischem Nutzen sein könnte.

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Durch Gicht hervorgerufene Schwellung am distalen Fingergelenk bei einer 79-jährigen Patientin.

Durch Gicht hervorgerufene Schwellung am distalen Fingergelenk bei einer 79-jährigen Patientin.

© Marazzi / Science Photo

MONTREAL (ob). Erst kürzlich überraschten schottische Forscher die Fachwelt mit neuen Daten, wonach Allopurinol nicht nur Gichtsymptome, sondern auch pektanginöse Beschwerden von KHK-Patienten lindern kann (wir berichteten). Studienergebnisse einer kanadischen Forschergruppe aus Montreal rücken jetzt eine weitere potenzielle und nicht weniger überraschende Wirkeigenschaft der Substanz in den Fokus.

Das Team um Dr. George Thanassoulis aus Quebec ist der Frage nachgegangen, ob sowohl Gicht als auch deren Behandlung mit Allopurinol in Beziehung zum Krankheitsverlauf bei Herzinsuffizienz stehen. Zur Klärung dieser Frage hat das Forscherteam in einer Fall-Kontroll-Studie die in einer großen kanadischen Datenbank gespeicherten Krankendaten von 25 090 Patienten mit Herzinsuffizienz analysiert. Primär im Blickpunkt stand dabei ein möglicher Effekt auf Todesfälle jeglicher Ursache und auf Wiedereinweisungen wegen Herzinsuffizienz in die Klinik innerhalb eines zweijährigen Beobachtungszeitraums. Bei 14 327 Patienten kam es in dieser Zeit zu einem entsprechenden Ereignis.

Wie die Forscher jetzt berichten, waren sowohl eine weiter zurückliegende Gichterkrankung als auch ein erst kürzlich aufgetretener Gichtanfall mit einem signifikant erhöhten Risiko für die Ereignisse Tod und Wiedereinweisung wegen Herzinsuffizienz assoziiert (Arch Intern Med. 2010; 170: 1358). Patienten mit Herzinsuffizienz und Gichterkrankung in der Vorgeschichte seien demnach als Hochrisikogruppe einzustufen.

Bei Patienten mit Herzinsuffizienz und Gicht in der Vorgeschichte schien darüber hinaus eine längerfristige Behandlung mit Allopurinol prognostisch von Vorteil zu sein. Bezogen auf die Gesamthäufigkeit beider Ereignisse (Tod und Wiedereinweisung) war diese Behandlung mit einer signifikanten relativen Risikoreduktion um 31 Prozent assoziiert. Für die Gesamtmortalität allein ergab sich eine signifikante relative Risikoreduktion um 26 Prozent.

Als Grundlage für die Empfehlung, Patienten mit Herzinsuffizienz künftig mit Allopurinol zu behandeln, taugen diese Daten sicher nicht. Voraussetzung dafür wären überzeugende Ergebnisse einer großen randomisierten Studie. In den USA läuft derzeit eine Studie, in der rund 250 Patienten mit Herzinsuffizienz und Hyperurikämie einer sechsmonatigen Behandlung mit Allopurinol oder Placebo zugeteilt worden sind.

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