Harnwegsinfekte bei Kleinkindern sind immer kritisch

WIESBADEN (ner). Harnwegsinfekte bei Kleinkindern müssen rasch diagnostiziert werden, und unverzüglich muß eine kalkulierte antimikrobielle Therapie begonnen werden. Sonst können sich in wenigen Tagen pyelonephritische Narben bilden, warnt der Urologe Professor Martin Westenfelder aus Krefeld.

Veröffentlicht:

"Das heißt, wir können nicht warten, bis das Wochenende vorbei oder der bakteriologische Befund da ist!", betonte Westenfelder beim Urologen-Kongreß in Wiesbaden. Besonders in den ersten zwei Lebensjahren gilt jeder primäre Harnwegsinfekt (HWI) prinzipiell als kompliziert.

Das Problem: Die Chance, HWI-Symptome bei Kindern zu verkennen, ist recht groß. Westenfelders Bitte an Hausärzte: Investieren Sie in ein Phasenkontrastmikroskop! Die sofortige Beurteilung des Urins unter dem Mikroskop könne mit Anamnese, körperlicher Untersuchung, Sonographie und Urinstix in 30 bis 60 Minuten die Diagnose sichern. Häufigster Auslöser ist E. coli. Bei Knaben sei bei Harntrakt-Anomalien Proteus mirabilis oft für aufsteigende Infektionen die Ursache, so Westenfelder. Es sei ein Gerücht, daß die kurze Urethra bei Mädchen Harnwegsinfekte begünstige. Jungen seien als Kleinkinder viel häufiger betroffen.

Die kalkulierte Antibiose sollte parenteral eingeleitet und oral zehn bis zwölf Tage fortgesetzt werden. Besteht die Indikation zur Langzeit-Antibiotikaprophylaxe, etwa bei vesikoureteralem Reflux, empfehlen Urologen dazu ein Viertel bis ein Sechstel der oralen Tagesdosis.

Damit werden ausreichend hohe Antibiotika-Konzentrationen erreicht, hieß es. Diese Dosis müsse unmittelbar vor dem Schlafengehen genommen werden, denn nachts aszendieren die Keime im Harntrakt. Wird die Arznei tagsüber eingenommen, sei keine Wirkung zu erwarten, so Westenfelder. Mit der ersten Miktion verlasse der Wirkstoff dann den Körper.

Eine Leitlinie zu Harnwegsinfektionen bei Kindern findet man unter: www.awmf-leitlinien.de

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Porträt

Felix Michl: Unternehmer, Jurist und Medizinstudent

Kommentar zur Entscheidung des Bundesrats

Klinikreform – ein Fall fürs Lehrbuch

Lesetipps
Arzt injiziert einem älteren männlichen Patienten in der Klinik eine Influenza-Impfung.

© InsideCreativeHouse / stock.adobe.com

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!