Bauchgefühl
Hausärzte haben ein Gespür für Krebs
Hausärzte liegen oft richtig, wenn sie aus dem Bauch heraus bei einem Patienten Krebs vermuten. Dabei haben vor allem ältere Ärzte oft den richtigen Riecher.
Veröffentlicht:UTRECHT. Wenn es um die Früherkennung von Krebserkrankungen geht, kann das Bauchgefühl von Hausärzten hilfreich sein. Das hat eine Studie aus den Niederlanden ergeben. Diese Intuition wird dabei mit der Berufserfahrung besser.
Natürlich ist der ärztliche Verdacht auf eine maligne Erkrankung in der Regel rational begründet, weil mögliche Warnsignale erkannt und richtig gedeutet werden. Darüber hinaus scheinen vor allem langjährige Hausärzte aber auch über ein gutes Bauchgefühl für neu aufgetretenen Krebs zu verfügen, wie die Studie nahelegt.
"Das Bauchgefühl", so heißt es dort, "entsteht aus der nicht analytischen Verarbeitung vorhandener Informationen und Kenntnisse". Und: "Es kann sich selbst dann einstellen, wenn es keine spezifischen Anzeichen für eine Krebserkrankung gibt."
Treffsicherheit von Hausärzten per Fragebogen analysiert
Um den diagnostischen Wert des Bauchgefühls einschätzen zu können, waren Allgemeinärzte aufgefordert worden, immer dann einen Fragebogen auszufüllen, wenn sie bei einem ihrer Patienten, unabhängig von klinischen Zeichen, den Eindruck hatten, es könne ein Krebs vorliegen (BMJ Open 2016; 6: e012511). Jeweils drei Monate später wurde dann die tatsächliche Diagnose evaluiert.
59 Ärzte berichteten über einen solchen intuitiven Krebsverdacht bei insgesamt 366 Patienten, von denen die Hälfte über 60 Jahre alt war. Drei Monate später war der Krebsverdacht bei 118 Patienten (35 Prozent) bestätigt. Hausärzte über 50 hatten sogar in 43 Prozent der Fälle das richtige Gespür gehabt. Die Chance auf ein zutreffendes Bauchgefühl erhöhte sich mit jedem Lebensjahr des Arztes um drei Prozent und mit jedem Lebensjahr des Patienten um zwei Prozent .
Nach den Auslösern für ihre Intuition gefragt, gaben die Ärzte vor allem Gewichtsverlust (24 Prozent), seltene Hausarztbesuche (22 Prozent) und Dauer der Beschwerden (19 Prozent) an. Diese Trigger waren jedoch unterdurchschnittlich oft mit einer Krebsdiagnose assoziiert (25 Prozent, 25 Prozent und 28 Prozent).
Was führte zur Diagnose?
Am häufigsten führten tastbare Tumoren, auffällige Laborergebnisse oder eine verdächtige Anamnese zu einer Malignomdiagnose (47 Prozent, 42 Prozent und 39 Prozent). Als statistisch signifikanter Prädiktor erwies sich allerdings allein der Tastbefund.
Dass viele Hausärzte aus einer Intuition heraus einen Krebsverdacht abklären lassen, ist auch durch andere Untersuchungen dokumentiert.
Laut der aktuellen Studie ist "das Bauchgefühl ein wertvolles Instrument in der Krebsdiagnostik mit einem prädiktiven Wert von 35 Prozent", so die Schlussfolgerung der Autoren um Gé A. Donker von den Sentinelpraxen in Utrecht. Langjährige berufliche Erfahrung führe dazu, dass ältere Hausärzte mit ihrem Gespür sogar noch häufiger richtig lägen.