Europäische Studie
Hilft Nährstoffkombi bei Alzheimer im Frühstadium?
Bei Personen mit Alzheimer im vordemenziellen Stadium der Krankheit konnten in einer Studie durch Verzehr eines speziellen Nährstoffgemischs die kognitiven und funktionellen Leistungen im Alltag signifikant verbessert werden.
Veröffentlicht:SAARBRÜCKEN. Das europäische Forscherkonsortium LipiDiDiet unter Leitung von Professor Tobias Hartmann von der Universität des Saarlandes hat jetzt im Fachmagazin "The Lancet Neurology" (dx.doi.org/10.1016/S1474-4422(17)30332-0) die Ergebnisse einer klinischen Langzeitstudie mit Alzheimer-Patienten veröffentlichen. Die Teilnehmer mit Alzheimer im Prodromalstadium waren dabei mit einem speziellen Nährstoffgemisch – "Fortasyn Connect" – behandelt worden. Dieses enthält eine Kombination aus essenziellen Fettsäuren (Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensaeure (EPA)), Vitaminen (B12, B6, C, E und Folsäure) und anderen Nährstoffen wie Cholin, Uridinmonophosphat und Selen.
Insgesamt nahmen an der Studie 311 Patienten an elf Kliniken in Europa für zwei Jahre teil. Zum Studienbeginn hatten alle Patienten eine durch Biomarker nachgewiesene, leichte kognitive Beeinträchtigung des Alzheimer-Typs, dem Vorstadium der Alzheimer-Demenz. Die Hälfte der Patienten nahm die Nährstoffkombination täglich in Form eines Trinkjoghurts zu sich, die Kontrollgruppe erhielt ein Getränk, das in Geschmack sowie Konsistenz und Farbe identisch war, aber keine Wirkstoffe erhielt, wie die Universität des Saarlandes mitteilt.
Beide Patientengruppen absolvieren Einzeltests, die u.a. das Lernen, Erinnern und Erkennen von zehn Wörtern beinhalteten. Es sollten zudem möglichst viele Wörter der Kategorie ‚Tier‘ innerhalb einer vorgegebenen Zeit aufgesagt sowie Buchstaben und Zahlen vertauscht werden. Bei diesen Tests zeigten die Patienten mit Nährstoffbehandlung keine statistisch signifikanten Unterschiede zu der Kontrollgruppe.
Deutlich positive Wirkungen hatte die Behandlung aber mit Blick auf die täglichen Herausforderungen von Alzheimer-Personen: Die Forscher beobachteten über zwei Jahre eineum 45 Prozent geringere Verschlechterung bei der klinischen Einschätzung des Schweregrades der Demenz (Clinical Dementia Rating-Sum of Boxes).
Die Forscher werten es daher auch als besonders bedeutend, dass just Aufgaben des täglichen Lebens besser bewältigt werden konnten. Beispiele hierfür seien die Fähigkeit, mit Notfällen im Haushalt umzugehen, finanzielle oder geschäftliche Vorgänge zu bewältigen oder wichtige Ereignisse nicht zu vergessen.
Darüber hinaus wurden nach Mitteilung der Universität in der MRT-Bildgebung Veränderungen im Gehirn beobachtet – u.a. im Hippocampus eine um 26 Prozent geringere Schrumpfung bei den Patienten in der Nährstoffgruppe im Vergleich zu Patienten der Kontrollgruppe.
"Eine Heilung wird durch diese Behandlung noch nicht erreicht, aber es zeigt sich, dass je früher diese Intervention eingesetzt wird, desto größer ist der Nutzen für den Patienten", äußert sich Professor Tobias Hartmann, Leiter der Gesamtstudie, in der Pressemitteilung. Ein weiterer bemerkenswerter Meilenstein sei, dass zusammen mit der kognitiv-funktionellen Verbesserung eine verringerte Hirnschrumpfung festgestellt wurde – also etwa das über rein symptomatische Effekte hinausgehe. "Dies ist bei den bisher zur Verfügung stehenden Therapien nie erzielt worden."(run)