Diabetes
Hoffnung auf bessere Datenlage bis Ende 2018
Die Prävalenz von Diabetes steigt, aber immerhin sinkt die Dunkelziffer der nicht diagnostizierten Erkrankung. Die Datenlage ist derzeit mangelhaft und veraltet, internationale Vergleiche sind schwierig. Das, so betont das Robert Koch- Institut, soll sich allerdings bald ändern.
Veröffentlicht:BERLIN. Zu Diabetes mellitus liegen in Deutschland Daten aus zwei Erhebungszeiträumen vor: aus dem Bundesgesundheits-Survey für die Jahre 1997 bis 1999 (BGS98) und aus der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland für die Jahre 2008 bis 2011 (DEGS1).
Zwischen den beiden Erhebungszeitpunkten zeigte sich nach Angaben des Robert Koch-Instituts eine signifikante Zunahme der Prävalenz eines ärztlich diagnostizierten Diabetes mellitus von 5,6 auf 7,2 Prozent – das ist ein Zuwachs von fast 29 Prozent binnen eines Jahrzehnts. Hingegen ging die Prävalenz eines bislang unerkannten Diabetes im gleichen Zeitraum von 3,8 auf 2,0 Prozent zurück.
Die starke Zunahme der Diabetes-Prävalenz erklärt das RKI unter anderem mit der steigenden Lebenserwartung insgesamt, aber auch mit den verbesserten Überlebenschancen der an Diabetes erkrankten Menschen. Gleichwohl steige aber auch die Inzidenz.
Internationale Vergleiche seien schwierig, da die Datenlage in vielen Ländern begrenzt sei. Das gelte auch für Europa. Insbesondere herrsche Unklarheit über die Dunkelziffer. Nach Einschätzung des RKI liegt die Prävalenz von Diabetes in Deutschland im europäischen Vergleich im oberen Drittel, weltweit im Mittelfeld. Die höchsten Prävalenzen werden im Nahen Osten sowie in indigenen Bevölkerungsteilen Nordamerikas gesehen. Die nächste Erhebung für Deutschland ist in den Jahren 2018 bis 2020 geplant.
Um die Datenlage zu verbessern, hat das RKI vom Bundesgesundheitsministerium den Auftrag zum Aufbau einer epidemiologischen Surveillance erhalten. Damit sollen bereits verfügbare Daten zusammengeführt werden, um verlässliche und über die Zeit vergleichbare Aussagen zum Krankheitsgeschehen und zu Fortschritten in der Prävention und Versorgung von Diabetes-Patienten in Deutschland treffen zu können.
Die bislang existierenden Gesundheitssurveys haben nach Einschätzung des RKI Limitationen. Beispielsweise seien Untersuchungssurveys, zu denen die Menschen in ein Studienzentrum kommen müssen, nicht geeignet, die Zahl von Personen mit schwerwiegenden diabetesbedingten Komplikationen verlässlich einzuschätzen oder das Versorgungsgeschehen umfassend zu beurteilen. Auch seien diese Surveys nicht geeignet, verlässliche Einschätzungen zur Epidemiologie und Versorgungsqualität von Typ-1-Diabetes oder zum Schwangerschaftsdiabetes zu treffen, weil die Fallzahlen aus Stichproben zu gering seien.
Gleichzeitig liege eine Fülle routinemäßig erhobener Daten vor, die bislang aber nur punktuell für eine zusammenfassende und kontinuierliche Gesundheitsberichterstattung genutzt werden konnten. Hierzu zählen Daten der gesetzlichen Krankenversicherung oder die DRG-basierte Krankenhausdiagnosestatistik. Hinzu kommen die Verlaufsdaten aus den Disease-Management-Programmen, die zwischen 2002 und 2004 eingeführt worden sind. Kontinuierliche Daten liefern ferner regionale Register, ein bundesweites klinisches Register für Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes sowie Daten aus dem 2012 eingeführten Screening auf Schwangerschaftsdiabetes. Vor dem Hintergrund der fragmentierten Datenlage sieht sich das RKI vor zwei Herausforderungen gestellt:
Ein Rahmenkonzept mit geeigneten Kernindikatoren für die Gesundheitsberichterstattung und Politikberatung zu erstellen und
Standards für das Zusammenführen relevanter Informationen zur Abbildung dieser Kernindikatoren zu entwickeln.
Mit der Umsetzung hat das RKI Mitte dieses Jahres begonnen, bis Ende 2018 soll das Surveillanceprojekt voll arbeitsfähig sein.