Risikogruppe Raucher
IQWiG sieht Anhaltspunkt für einen Nutzen des Lungenkrebsscreening
Laut eines Vorberichts des IQWiG überwiegt für (ehemals) starke Raucher der Nutzen eines Lungenkrebsscreenings den möglichen Schaden. Stellungnahmen zu dem Bericht können jetzt noch abgegeben werden.
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Derzeit existiert in Deutschland kein systematisches Screening auf Lungenkrebs, und die Low-Dose-CT gehört nicht zum Leistungsumfang der GKV.
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Köln. Im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) untersucht das Institut für Wirtschaftlichkeit und Qualität im Gesundheitswesen (IQWiG), ob (ehemals) starken Rauchern innerhalb der GKV ein Lungenkrebsscreening mit Niedrigdosis-Computertomografie (Low-Dose-CT) angeboten werden sollte. Nach Auswertung der Studienlage kommt das IQWiG in seinem Vorbericht zu dem Ergebnis, dass für Personen mit erhöhtem Lungenkrebsrisiko der Nutzen eines Screenings größer ist als der damit verbundene Schaden.
Geringeres Risiko, an Lungenkrebs zu sterben
Für den IQWiG-Vorbericht wurden acht Studien mit mehr als 90.000 Personen berücksichtigt. Demnach verringert das Low-Dose-CT-Screening bei (ehemals) starken Rauchern das Risiko für einen Lungenkrebstod: 6 von 1000 Personen könnten davor bewahrt werden, an Lungenkrebs zu sterben. Auf Basis der Studienergebnisse lasse sich jedoch nicht statistisch nachweisen, dass die am Screening teilnehmenden Personen auch insgesamt länger leben, heißt es in dem Vorbericht. Wie kann das sein? Es sei denkbar, dass die vor dem Lungenkrebstod bewahrten Menschen stattdessen an weiteren tabakassoziierten Erkrankungen sterben, also etwa an anderen Krebsarten oder an kardiovaskulären Erkrankungen, so das IQWiG-Projektteam.
Das Team schätzt es insgesamt dennoch als wahrscheinlich ein, dass sich der Effekt des Low-Dose-CT-Screenings auf die lungenkrebsspezifische Sterblichkeit auch im Gesamtüberleben niederschlägt.
Falsche Befunde und Überdiagnosen
Dem Nutzen hinsichtlich des Überlebensvorteils des Low-Dose-CT-Screenings stehe ein Schaden gegenüber, der vornehmlich aus falschen Befunden und Überdiagnosen resultiere, geben die Sachverständigen in dem Vorbericht zu bedenken. So komme es den Studien zufolge wegen falsch-positiver Befunde bei 1 bis 15 von 1000 Personen zu invasiven Abklärungseingriffen, die ohne das Screening nicht vorgenommen würden. Diese Prozeduren können Komplikationen wie etwa das Auftreten eines Pneumothorax verursachen. Geschätzte 0 bis 22 von 1000 zum Lungenkrebsscreening eingeladene Personen erhalten zudem eine Diagnose für einen Lungenkrebs, der im Verlauf ihrer restlichen Lebenszeit keine Beschwerden verursacht hätte.
Das Risiko für eine Überdiagnose beim Lungenkrebsscreening sei aber etwa im Vergleich zum PSA-Screening geringer. Das liege auch daran, dass das Lungenkrebsscreening auf eine Hochrisikogruppe ziele und nicht wie beim PSA-Screening auf alle Männer einer Altersgruppe.
Reduzierung der Strahlendosis
Als ein geeignetes Verfahren für die Früherkennung von Lungenkrebs könnte sich die Low-Dose-CT erweisen. Denn eine CT-Aufnahme ist ja zwar bekanntermaßen mit einer Strahlenbelastung verbunden. Bei der Low-Dose-CT wird jedoch durch die Veränderung verschiedener CT-Parameter wie Röhrenspannung und -strom eine Reduzierung der Strahlendosis erreicht – bei ausreichender Bildqualität für die Befundung. (eb)
Stellungnahmen zum Vorbericht nimmt das IQWiG bis zum 04.08.2020 entgegen unter: www.iqwig.de/de/projekte-ergebnisse/