Anisakiasis
Im Sushi war der Wurm drin
Der Hinweis, er habe Sushi gegessen, brachte die Ärzte im Fall eines 32-jährigen Portugiesen auf die richtige Spur. Statt ihn wegen Verdachts auf akutes Abdomen zu operieren, führten sie eine Gastroskopie durch – und wurden fündig.
Veröffentlicht:
Sushi: In rohem Fisch fühlen sich Anisakis-Larven wohl.
© Mara Zemgaliete / fotolia.com
LISSABON. Ein Patient – ein zuvor vollkommen gesunder 32-jähriger Mann – war bei Aufnahme in die Lissaboner Klinik in einem alarmierenden Zustand: Er hatte heftige Bauchschmerzen, musste sich übergeben und fieberte. Auf die Palpation des Abdomens reagierte er empfindlich, zudem stellten die Ärzte eine Leukozytose fest. Eigentlich lag ein akutes Abdomen nahe; der Mann gab auf Nachfrage jedoch an, er habe vor einigen Tagen Sushi gegessen. Also entschlossen sich die Gastroenterologen zur Endoskopie – und wurden fündig: Im Schein der Lampe ringelte sich im Magen ein schlanker Wurm. Der Kopf hatte sich in die Schleimhaut gebohrt; diese war dort, wo der Übeltäter saß, angeschwollen und gerötet (BMJ Case Rep 2017, online 11. Mai).
–20° Celsius für 24 Stunden braucht es mindestens, um Anisakis abzutöten. Auch Temperaturen über 60° Celsius überlebt der Fadenwurm nicht.
Gefahr durch rohen Fisch
Fadenwürmer der Gattung Anisakis – als ein solcher stellte sich der ungebetene Gast heraus – parasitieren für gewöhnlich in Fischen oder anderen Meeresfrüchten. Bei Rohverzehr von solchem Getier kann der Wurm, oder vielmehr dessen Larvenstadium, jedoch auch auf den Menschen übergehen. Angesichts der zunehmenden Verbreitung von Sushi- oder Sashimigerichten wird auch in den Ländern der westlichen Welt mit einer Zunahme der Fälle gerechnet.
Der Parasit kommt auch in anderen Seefischen, beispielsweise Matjeshering vor. Allerdings unterliegen Fische, die in Deutschland auf den Markt kommen, einer strengen Qualitätskontrolle. Temperaturen von über 60 °C oder unter –20 °C, Letzteres für mindestens 24 Stunden, überlebt Anisakis nicht. Experten empfehlen daher, frischen Fisch generell durchzubraten oder, wenn er roh verzehrt werden soll, schnell auszunehmen und zunächst für vier Tage einzufrieren.
Gastroskopie führte zur Diagnose
Im vorliegenden Fall konnte der Patient von Glück reden, dass die Ärzte des Hospital Egas Moniz an die Möglichkeit eines Parasiten gedacht hatten. Die Symptome der Anisakiasis, das betont das Team um Dr. Joana Carmo, könnten denen eines bauchchirurgischen Notfalls ähneln.
Bei dem portugiesischen Patienten führte die Gastroskopie zum Ziel: Mit einem Roth-Netz konnte der Fadenwurm gepackt und vollständig entfernt werden. Im Anschluss daran wurde der Mann rasch symptomfrei.