Studie macht Hoffnung

Impfung gegen Diabetes in Sicht

Kinder durch eine Impfung vor Typ-1-Diabetes zu schützen - diesem Ziel sind Forscher ein ganzes Stück näher gekommen. In einer Studie gab es jetzt erste Erfolge mit Insulin-Pulver.

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Könnte vielen Kindern künftig vielleicht erspart werden: Ständiges Pieksen zur Blutzuckermessung bei Diabetes Typ 1. Bei der Entwicklung einer Impfung gibt es Fortschritte.

Könnte vielen Kindern künftig vielleicht erspart werden: Ständiges Pieksen zur Blutzuckermessung bei Diabetes Typ 1. Bei der Entwicklung einer Impfung gibt es Fortschritte.

© rkris / fotolia.com

DRESDEN / NEUHERBERG. Den ersten Schritt hin zu einer präventiven Insulin-Impfung gegen Typ-1-Diabetes haben Wissenschaftler erfolgreich vollzogen: Auswertungen der internationalen Pre-POINT Studie deuten auf eine positive Immunreaktion bei Risikopersonen hin, denen Insulin oral verabreicht wurde. Zu Nebenwirkungen wie einer Unterzuckerung kam es dagegen nicht.

Die Ergebnisse veröffentlichten die Diabetesforscher des DFG Center for Regenerative Therapies Dresden sowie des Instituts für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München zusammen mit Forschern aus Wien, Bristol und Denver im wissenschaftlichen Magazin JAMA (JAMA. 2015; 313(15):1-10).

Im nächsten Schritt solle getestet werden, ob eine Insulin-Impfung den Ausbruch der Erkrankung dauerhaft verhindern kann, heißt es in einer Mitteilung des Helmholtz Zentrums München.

Immunantwort bei höchster Dosis

In der Pre-POINT Studie wurden Kinder mit einem hohen Erkrankungsrisiko für Typ-1-Diabetes in Deutschland, Österreich, den Vereinigten Staaten und Großbritannien über durchschnittlich ein halbes Jahr einmal täglich mit oralem Insulin behandelt.

Die Kontrollgruppe erhielt nur ein Placebo. Die Gruppe mit dem Wirkstoff nahm das Insulin in unterschiedlicher, im Laufe der Monate ansteigender Dosis, als Pulver zusammen mit der Nahrung ein. In der höchsten Dosis (67,5 mg) rief das Insulinpulver schließlich die gewünschte Immunantwort hervor.

"Ein wichtiger Befund war zu sehen, dass es keine unerwünschten Nebenwirkungen gab", kommentiert Studienleiter Professor Ezio Bonifacio vom Center for Regenerative Therapies das Ergebnis in der Mitteilung.

"Das zeigt, dass wir die regulären Vorgänge im Körper eines gesunden Kindes, die eine Typ-1-Diabetes-Erkrankung verhindern, erfolgreich nachgeahmt haben."

Da das Insulin in dieser Verabreichungsform im Magen aufgespalten wird, habe es keinen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. "Wir vermuten, dass der Hauptanteil der Immunantwort auf das Insulin bereits im Mund abläuft", ergänzt Bonifacio.

Medizin muss Nachhilfe geben

Einzigartig ist bei dieser Doppel-Blind-Studie nach Ansicht von Professor Anette-Gabriele Ziegler vom ebenfalls beteiligten Institut für Diabetesforschung, dass das Insulin prophylaktisch als Impfstoff zu einem Zeitpunkt verabreicht wurde, an dem die Kinder noch keine Autoimmunreaktion - das heißt noch keine Autoantikörper - entwickelt hatten.

"Dies ist eine Revolution bei der Behandlung von Typ-1-Diabetes", wird Ziegler in de Mitteilung zitiert. "Aber die Vorgehensweise ist nur folgerichtig: Wenn das Immunsystem die schützende Immunantwort nicht von selbst lernt, muss die Medizin eben ein bisschen Nachhilfe geben."

Die Studienergebnisse werden auch von der amerikanischen JDRF (Juvenile Diabetes Research Foundation), die das Projekt mit Fördergeldern unterstützt hat, positiv gewertet: "Die Ergebnisse der Pre-POINT Studie sind uns ein Ansporn, ein erster Schritt dahin, Typ-1-Diabetes bei Kindern mit hohem Erkrankungsrisiko möglicherweise verhindern zu können", wird Julia Greenstein, Vizepräsidentin des Bereiches Discovery Research zitiert.

"Dies ist eine bedeutende Erkenntnis und hinsichtlich der Mission der JDRF, eine Welt ohne Typ-1-Diabetes zu realisieren, sind diese Studienergebnisse aufregend und bringen uns einen Schritt näher und in Sichtweite an die Möglichkeit einer oralen Impfstrategie zur Prävention dieser Erkrankung heran."

In nachfolgenden Studien soll nun eine größere Anzahl von Babys, die Typ-1-Diabetes-Risikogene und erkrankte Verwandte und somit ein hohes Erkrankungsrisiko haben, mit Insulin behandelt werden.

Sollte der Impfstoff die Autoimmunerkrankung dauerhaft verhindern, wäre der Weg frei für eine flächendeckende Vorsorgeimpfung. (eb)

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