Krebserregender Aufschnitt

Jetzt geht's um die Wurst

Ein internationales Forscherteam hat mehr als 800 epidemiologische Studien zum Konsum von Fleisch und Fleischprodukten gesichtet. Am Ende lautete ihr Urteil: Wurst ist krebserregend.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Wurst findet sich nun in der gleichen Krebs-Risikogruppe wieder, in der Formaldehyd gelistet ist.

Wurst findet sich nun in der gleichen Krebs-Risikogruppe wieder, in der Formaldehyd gelistet ist.

© Kalle Kolodziej / fotolia.com

LYON. 22 Experten aus zehn Ländern sind bei der International Agency for Research on Cancer (IARC), der Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation WHO, in Lyon zusammengekommen, um eine Einschätzung abzugeben, wie sich der Verzehr von rotem und verarbeitetem Fleisch auf das Krebsrisiko auswirkt.

Am Ende der Analyse von mehr als 800 Studien stand die Eingruppierung von Produkten aus verarbeitetem, also etwa gepökeltem oder geräuchertem Fleisch in die Kategorie "krebserregend für Menschen" (Lancet Oncol 2015, online 26. Oktober).

In der IARC-Klassifikation entspricht das der höchsten Risikostufe, der Gruppe 1. Damit finden sich beispielsweise Wurst und Schinken in der gleichen Gruppe wieder, in der auch Formaldehyd gelistet ist.

Rotes Fleisch "wahrscheinlich krebserregend"

Die Einordnung sagt allerdings weniger über die Gefährlichkeit einer Substanz aus als vielmehr über die Evidenzbasis, die Karzinogenität betreffend. Und diese wird von den IARC-Experten als hinreichend dafür angesehen, verarbeitetes Fleisch als Verursacher von kolorektalem Karzinom einzustufen.

Rotes Fleisch selbst wurde als "wahrscheinlich krebserregend" klassifiziert. Die Evidenz, die Karzinogenität des Verzehrs von rotem Fleisch betreffend, halten die Experten für unzureichend.

Je täglicher 50-Gramm-Portion von Produkten aus verarbeitetem Fleisch steigt das Risiko für Darmkrebs laut IARC um 18 Prozent. "Für eine einzelne Person bleibt das Risiko klein, aufgrund des Konsums von Fleischprodukten Darmkrebs zu bekommen", stellte Kurt Straif fest, der für die Monografien der IARC zuständige Wissenschaftler.

Allerdings steige das Risiko mit zunehmendem Konsum. "Mit Blick auf die große Zahl von Menschen, die Fleischwaren verzehren, spielt der globale Einfluss auf die Krebsinzidenz eine wichtige Rolle für die öffentliche Gesundheit", so Straif weiter.

Fleischkonsum begrenzen

Für Christopher Wild, den Direktor der IARC, stützen die vorliegenden Erkenntnisse die geltenden Empfehlungen, den Fleischkonsum zu begrenzen. "Gleichzeitig hat rotes Fleisch aber einen Nährwert", erinnerte Wild.

Für Regierungen und internationale Aufsichtsbehörden gehe es darum, auf der Basis der Studienergebnisse die Risiken gegen den Nutzen des Fleischverzehrs abzuwägen und so die bestmöglichen Empfehlungen zur Ernährung herauszugeben.

Laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) essen deutsche Männer im Wochenschnitt 1092 und Frauen 588 Gramm Fleisch und Fleischwaren. Die DGE empfiehlt, nicht mehr als 300 bis 600 Gramm solcher Produkte pro Woche zu verzehren.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Es geht um die Wurst

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Erhebung von AOK und Deutscher Krebsgesellschaft

Mehr Versicherte nutzen Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tag der Privatmedizin

GOÄneu: Reuther und Reinhardt demonstrieren Geschlossenheit

Lesetipps
Arzt injiziert einem älteren männlichen Patienten in der Klinik eine Influenza-Impfung.

© InsideCreativeHouse / stock.adobe.com

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!