Hautprobleme

Jugendliche Waschmuffel entwickeln seltener Allergien

Forscher haben anhand der Daten deutscher Jugendlicher die „Hygienehypothese“ überprüft – und kommen zu einem interessanten Ergebnis.

Von Marie Fahrenhold Veröffentlicht:
Den ein oder anderen Jugendlichen wird das Studienergebnis freuen: reduziertes Hygieneverhalten sorgt für weniger Allergien.

Den ein oder anderen Jugendlichen wird das Studienergebnis freuen: reduziertes Hygieneverhalten sorgt für weniger Allergien.

© Calol_Anne / iStock / Thinkstock

MÜNCHEN. Häufiges Baden oder Duschen sowie der übermäßige Gebrauch von Seife und Hautpflegeprodukten soll die mikrobielle Barriere der Haut schädigen und dessen Permeabilität erhöhen, wodurch besonders im Kindes- und Jugendalter das Immunsystem beeinträchtigt und Allergien ausgelöst werden können.

Diese „Hygienehypothese“ überprüften Wissenschaftler um Professor Joachim Heinrich von der LMU München anhand der Daten zweier deutscher Geburtskohorten von 2755 Personen im Alter von 15 Jahren (Allergy. 2018; 73:1915–18).

Hautproteine bleiben erhalten

Die Analyse ergab, dass Jugendliche, die an keiner Allergie litten, einen signifikanten Vorteil aus einem reduzierten Hygieneverhalten ziehen. Diejenigen, die höchstens einmal wöchentlich badeten oder duschten (drei Prozent), schienen vor einer Sensibilisierung gegenüber Aeroallergenen geschützt zu sein.

Durch den seltenen Gebrauch von Reinigungsprodukten werde die epidermale Barriere weniger angegriffen und der pH-Wert im Stratum corneum nicht übermäßig erhöht, wodurch essenzielle Hautproteine und -lipide erhalten bleiben, so die Autoren.

Hautpflegeprodukte ohne Einfluss

Die statistische Signifikanz dieses Zusammenhangs ging allerdings verloren, sobald Teilnehmer mit positiver Allergieanamnese aus den Analysen ausgeschlossen wurden. Zwischen der Sensibilisierung gegenüber Nahrungsmitteln und verminderter Körperhygiene konnte kein Zusammenhang festgestellt werden. Auch die übermäßige Verwendung von Hautpflegeprodukten scheint laut Studienanalysen keinen Einfluss auf die Ausbildung von Allergien zu haben.

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Die Uhrzeit machts?!

Chronotherapie könnte bei Asthma sinnvoll sein

Leben im All

Die internationale Raumstation ISS ist zu sauber

Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 04.01.201912:30 Uhr

Das muss man sich auf der Zunge bzw. Nase zergehen lassen...

Diejenigen, die höchstens einmal wöchentlich badeten oder duschten (3%), schienen vor einer Sensibilisierung gegenüber Aeroallergenen geschützt zu sein: Das ist aber nicht mehr signifikant, wenn Teilnehmer mit positiver Allergieanamnese aus den Analysen ausgeschlossen wurden.

Dabei ist jedoch aus Gründen der bio-psycho-sozialen Vereinsamung und Isolation dieser 3%, die höchstens einmal wöchentlich badeten oder duschten, davon auszugehen, dass sie allergische Erscheinungen bei sich selbst auch eher nicht bemerken, sie seltener diagnostizieren lassen oder ggf. ignorieren würden.

Der signifikante Vorteil aus einem reduzierten Hygieneverhalten ("Hygiene-Hypothese") ist m. E. eine Chimäre.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund


Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Lesetipps
Im Jahr 2023 wurden 10,8 Millionen Neuerkrankungen und 1,25 Millionen Todesfälle durch Tuberkulose registriert, mit stark heterogener globaler Verteilung.

© Dr_Microbe/stock.adobe.com

Vielversprechende Ergebnisse

Neue Strategie zur Tuberkulose-Früherkennung