Kahnbein in Not - aseptische Knochennekrose
Wenn Kinder plötzlich ungern und wenig ausdauernd laufen, gar hinken, dann liegt das nicht unbedingt an den angeblichen "Plattfüßen". Besonders bei Jungen kommt etwa eine Ossifikationsstörung am Kahnbein infrage.
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Röntgenaufnahmen vom Mittelfuß eines Achtjährigen.
© Schuh / Hönle, Neumarkt
NEUMARKT/OBERPFALZ. Passagere Durchblutungsstörungen sollen für aseptische Knochennekrosen am Os naviculare ursächlich sein, Morbus Köhler I genannt. Typischerweise tritt die Krankheit zwischen dem dritten und dem achten Lebensjahr auf, bei Jungen viermal häufiger als bei Mädchen.
So klagte ein Achtjähriger, der sich mit seinen Eltern in der Orthopädischen Abteilung des Klinikums Neumarkt vorstellte, über plötzliche Mittelfußschmerzen, ohne dass sich Eltern und Kind an ein Trauma erinnerten.
Äußerlich war der Fuß völlig in Ordnung, die Fußgewölbe waren regelrecht ausgeformt. Aber der Junge hinkte, um den Fuß zu schonen, und es bestand ein isolierter Druckschmerz über dem Os naviculare. Das berichten Privatdozent Alexander Schuh und Dr. Wolfgang Hönle von der Orthopädischen Abteilung des Klinikums Neumarkt (MMW 2010, 41: 5). Gelegentlich sei bei Patienten an dieser Stelle auch eine Schwellung zu tasten, erläutern die Orthopäden.
Kranke Füße und ihre Namen
Die aseptische Knochennekrosen des Fußes sind fast sämtlich mit Eigennamen versehen worden. Außer M. Köhler I gibt es den M. Köhler II, die Osteonekrose der Metatarsaleköpfe II bis IV, meist jedoch beschränkt auf einen Strahl, bevorzugt den zweiten. Betroffen sind überwiegend Mädchen in der Pubertät, was mit unphysiologischen Belastungen beim klassischen Tanz in Verbindung gebracht worden ist.
Geht es um das Metatarsaleköpfchen V, spricht man vom M. Iselin-Steller - sehr selten. Des Weiteren gibt es den M. Haglund, eine aseptische Osteonekrose der Kalkaneusapophyse bei 10- bis 14-Jährigen. Auch die Epiphysen der Zehengrundphalangen erkranken: M. Thiemann.
Auf der Röntgenaufnahme war zu erkennen, dass das scheibenförmige und verschmälerte Kahnbein des jungen Patienten bereits teilweise sklerosiert und schollenförmig zerfallen war. Damit stand die Diagnose fest.
Die kontrastmittelverstärkte Magnetresonanztomografie (MRT) sei sensitiver als das Röntgen, schreiben Schuh und Hönle, weil damit bereits in frühen Stadien der Erkrankung Umbauvorgänge sichtbar werden. Die beiden Orthopäden empfehlen die MRT jedoch nur bei unklaren Befunden.
Differenzialdiagnostisch muss an septische Knochennekrosen, Frakturen, Knochenzysten oder maligne Knochentumoren gedacht werden. In Betracht kommt ebenfalls das Os naviculare bipartum.
Behandelt werden die Patienten konservativ. Schuh und Hönle empfehlen, den Fuß acht bis zwölf Wochen im Unterschenkelgips ruhig zu stellen. Danach wird das Fußlängsgewölbe mit Einlagen unterstützt.
Die Prognose der Patienten ist im Allgemeinen sehr gut: In der Regel ist die Krankheit mit dem Eintritt der Kinder in die Pubertät ausgeheilt. Sekundäre Arthrosen sind allerdings möglich.