Kommentar zur Herzinfarkt-Studie
Keine Altersdiskriminierung
Die Nachricht stimmt zunächst einmal zufrieden: Die Chancen mit 80 oder gar 90 einen Herzinfarkt zu überleben, stehen heute besser denn je. Einer neueren Studie zufolge sank der Anteil der Hochbetagten, die innerhalb der ersten 90 Tage nach Entlassung versterben, um 10%.
Aufhorchen lassen aber die Gründe. Denn an einer heutzutage allgemein besseren Konstitution der Senioren um die 90 liegt es nicht. Vielmehr stieg die Überlebensrate in dem Maße, in dem sich auch bei den Ältesten eine leitliniengerechte Pharmakotherapie durchgesetzt hat.
In den Genuss einer leitliniengerechten Medikation kommen 90-Jährige aber nach wie vor seltener als Patienten um die 60. Laut einer deutschen Registerstudie liegt der Anteil bei den Ältesten, die nach dem Stand der Wissenschaft behandelt werden, 30% niedriger.
Ein Umstand, der daran denken lassen könnte, man erachte eine intensive Therapie bei so alten Menschen als nicht mehr angebracht. Das Argument, bei diesem zweifelsohne Hochrisikokollektiv der Hochbetagten könnten die Gefahren einer intensiven Pharmakotherapie die Vorteile stets überwiegen, ist jetzt jedenfalls vom Tisch.
Sicherlich, die Behandlung sehr alter Menschen erfordert immer ein sorgfältiges Abwägen und muss nicht immer bis aufs Letzte ausgereizt werden. Aber das Alter allein darf kein Grund sein, von einer leitliniengerechten Therapie abzurücken.
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