COVID-19
Kinderärzte: Corona-„Aufholpaket“ reicht jungen Menschen nicht
Die große Koalition verhandelt derzeit über ein zwei Milliarden Euro umfassendes Förderprogramm für Kinder und Jugendliche, um diese in der Pandemie zu unterstützen. Das reicht nicht, meinen die Kinder- und Jugendärzte.
Veröffentlicht:Berlin. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert wegen Folgen der Corona-Pandemie deutlich mehr Hilfen für junge Menschen. Verbandspräsident Thomas Fischbach bezeichnete die Pläne der schwarz-roten Bundesregierung für ein „Aufholpaket“ für junge Menschen als nicht ausreichend. Der „Rheinischen Post“ sagte er: „Die Bundesregierung droht mit dem Aufholpaket die Chance zu verpassen, auch die psychische Entwicklung von Kindern außerhalb der Schulen zu fördern. Der Fokus liegt zu stark auf der Bekämpfung von Leistungsdefiziten.“
Er erklärte: „Wir Kinder- und Jugendärzte beobachten sehr häufig Entwicklungsstörungen und psychische sowie körperliche Erkrankungen, die direkt auf die Auswirkungen der Pandemie zurückzuführen sind.“ Insbesondere Kinder aus Familien, in denen die Eltern zu wenig Abwechslung böten oder sich nicht ausreichend kümmern könnten, blieben auf der Strecke. Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende des Verbands der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Michael Schroiff. Es sei an der Zeit, Betreuungsangebote außerhalb von Schulen und Kitas mit vorsichtigen Schutzkonzepten wieder zu öffnen, sagte er.
Einmalzahlung von 100 Euro
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) verteidigte hingegen die Pläne der Bundesregierung. „Wir achten darauf, gerade auch die Kinder, Jugendlichen und Familien zu erreichen und zu unterstützen, die es besonders schwer haben.“ Die große Koalition verhandelt derzeit über ein Förderprogramm in Höhe von rund zwei Milliarden Euro für Kinder und Jugendliche.
Ursprünglich war geplant, das Programm am Dienstag im Kabinett auf den Weg zu bringen. Weil es noch Abstimmungsbedarf zwischen Union und SPD gibt, wurde der Beschluss auf voraussichtlich nächsten Mittwoch verschoben. Mit dem Geld sollen zur Hälfte Nachhilfe- und Förderprogramme für Schüler in den Ländern unterstützt werden. Die zweite Milliarde ist für die Aufstockung verschiedener sozialer Programme vorgesehen, um die sozialen und psychischen Krisenfolgen für Kinder und Jugendliche abzufedern. Geplant ist nach SPD-Angaben auch eine Einmalzahlung von 100 Euro für Kinder aus Familien, die auf Hartz IV angewiesen sind oder nur ein sehr geringes Einkommen haben. (dpa)