Bundespressekonferenz

Lauterbach: „Klimawandel ist Mutter aller Krisen“

Der neue Lancet Countdown-Bericht zu Gesundheit und Klima ist erschienen. Gesundheitsminister Lauterbach sieht die Ärzte besonders verplichtet, hat aber auch konkrete Hinweise für jeden Einzelnen.

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Berlin. Die Botschaft des Gesundheitsminister war klar: „Klimapolitik ist Gesundheitspolitik“, sagte Professor Karl Lauterbach am Donnerstag vor der Bundespressekonferenz anlässlich der Veröffentlichung des Lancet Countdown-Berichts zu Gesundheit und Klimawandel 2022 „Gesundheit auf Gedeih und Verderb den fossilen Brennstoffen ausgeliefert“. Eine seiner Schlüsselbotschaften ist, dass Regierungen weltweit noch immer fossile Brennstoffe priorisierten.

„Der Klimawandel ist die Mutter aller Krisen“, nannte der Gesundheitsminister eine weitere. Sie beeinflusse die Gesundheit aller Menschen. „Wir erreichen jetzt Kipp-Punkte, wo das Leben der Menschen auf der Erde gefährdet ist, und wir die Kontrolle verlieren könnten,“ betonte der Minister. Vegetarische Ernährung sowie Verzicht auf Autofahrten und Flugreisen nannte er einfache Möglichkeiten für jeden, etwas gegen den Klimawandel zu tun.

Die Klimakatastrophe wirke sich auf die Gesundheit aus – Hitzewellen seien dabei nur ein Beispiel. Mit fortschreitendem Klimawandel erhöhe sich auch die Wahrscheinlichkeit zoonotischer Pandemien, warnte Lauterbach.

Ärztinnen und Ärzte besonders gefordert

Der Präsident der Ärztekammer, Dr. Klaus Reinhardt, erinnerte daran, dass das Gesundheitswesen sei für 5,2 Prozent der klimaschädlichen Emissionen verantwortlich sei. Schon in der Berufsordnung sei angelegt, dass Ärztinnen und Ärzte sich nicht nur für die Gesundheit einzelner zu engagieren hätten, sondern auch für die gesellschaftliche Dimension der Gesundheit. „Wir als Angehörige von Gesundheitsberufen werden nicht nachlassen, auf die Zusammenhänge von Lebenswandel und Klimawandel aufmerksam zu machen. Diese Diskussion wird uns mindestens noch zehn Jahre begleiten.“ Die BÄK hat eine Taskforce eingerichtet, die Handlungsempfehlungen für Ärzte erarbeitet.

Professor Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, appellierte, den Klimaschutz nicht angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Probleme auszubremsen. Es sei nötig, die Wirtschaft nicht nur im globalen Süden, sondern auch in den reichen Teilen der Welt wie Europa zu dekarbonisieren. Das Tempo, mit dem Deutschland den Kohlenstoffdioxidausstoß reduziere, sei, wie bei jedem anderen europäischen Land auch, zu gering. Gerade Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas sollte dabei eine Vorreiterrolle einnehmen. Europa sei ein absoluter Hotspot was die Erderwärmung angehe. Der relative Temperatur steige in Europa schneller als in vielen Regionen der Welt an, was sich auch auf das Abschmelzen des Eises in der Arktis auswirke.

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„Wichtigste Ursache der Klimakrise ist die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Wer nicht für die Energiewende eintritt und sie persönlich wie gesellschaftlich umsetzt, trägt Verantwortung für Schäden an Leib und Leben", stimmte Dr. Martin Herrmann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) zu. Die enge Verbindung von Klima und Gesundheit sei noch nicht verstanden, betonte Herrmann. Erst langsam gebe es in den Ministerien größere Offenheit für diese Zusammenhänge. (ker)

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