Leitartikel zum Alzheimer-Desaster

Medizinische Forschung braucht neue Strukturen

Schon wieder ist eine Alzheimer-Therapie in Phase III gescheitert. Ein gutes Dutzend Fehlversuche in wenigen Jahren - was läuft hier eigentlich schief? Vielleicht ist es Zeit, auch in der Medizin über gut koordinierte Großprojekte nachzudenken.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Hirnneurone. Zwei Jahrzehnte Alzheimerforschung brachten keine klinischen Früchte.

Hirnneurone. Zwei Jahrzehnte Alzheimerforschung brachten keine klinischen Früchte.

© juggle33 / fotolia.com

Vor 17 Jahren schrieb der US-Journalist John Horgan ein viel beachtetes Buch mit dem Titel "An den Grenzen des Wissens". Seine These lautete: Die wichtigsten Fragen der Menschheit haben die Naturwissenschaften entweder beantwortet oder sie sind auch künftig nicht zu beantworten.

Die Evolution der Materie vom Urknall bis zur Entstehung des Menschen und seines Bewusstseins - dieses Weltbild steht auf einem soliden Fundament. Jetzt geht es allenfalls noch um die Details. Vieles andere bleibt dagegen ewig verborgen.

Mit einem Augenzwinkern beschreibt Horgan etwa den Streit über die Superstring-Theorie. Um zu klären, ob die Materie tatsächlich aus skurrilen mehrdimensionalen Fäden besteht, würde die Energie eines Teilchenbeschleunigers nicht reichen, der wie am CERN eine ganze Stadt untertunnelt. Es wäre vielmehr ein Gerät nötig, das die Teilchen durch die halbe Milchstraße jagt. Die Theorie lässt sich in der Praxis deshalb nie beweisen.

Nach etwa einem Dutzend gescheiterter Studien mit Wirkstoffen gegen Alzheimer stellt sich die Frage, ob sich die Medizin nicht in einem ähnlichen Dilemma befindet. Wir haben zwar gegen viele Krankheiten wirksame Therapien entwickelt und tun das noch immer. In einigen Bereichen nimmt die Dynamik allerdings ab...

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Lesen Sie dazu auch: Gescheitert: Immuntherapie floppt doch bei Alzheimer

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