Mehr Hirninfarkte mit Fleischprodukten

NEU-ISENBURG (ikr). Wer viel Produkte mit rotem Fleisch verzehrt, hat ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko (Am J Clin Nutr, online 8. Juni 2011). Das gilt aber nicht für frisches rotes Fleisch.

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Schwedische Forscher haben Krankendaten und Ernährungsverhalten von mehr als 40.000 gesunden Männern im Alter von 45 bis 79 Jahren analysiert.

Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 10 Jahren gab es 2409 Schlaganfälle. Bei Männern mit dem stärksten Konsum an verarbeitetem roten Fleisch war das Apoplexie-Risiko um 23 Prozent höher als bei den Männern in der Gruppe mit dem niedrigsten Konsum.

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Dr. Thomas Georg Schätzler 14.07.201119:06 Uhr

Dosenöffner für die Büchse der Pandora?

Bei 40.291 weitgehend gesunden Männern, 45-79 Jahre alt, kam nach einer 1997 zum Fleischkonsum ausgefüllten Selbstauskunft jetzt als Erkenntnis heraus ("We prospectively followed 40,291 men aged 45–79 y who had no history of cardiovascular disease or cancer at baseline. Meat consumption was assessed with a self-administered questionnaire in 1997"):

Das relative Schlaganfallrisiko war um 23 Prozent in der Gruppe erhöht, die vermehrt industriell verarbeitetes, rotes Fleisch aß ("Consumption of processed meat, but not of fresh red meat, was positively associated with risk of stroke"). Für die Untergruppe mit dem Endpunkt Hirninfarkt und dieser Essgewohnheit war das relative Risiko um 18 Prozent erhöht.

Nun muss man sich multivariable relative Risiken ("multivariable relative risks [RRs]") von plus 23 bzw. 18 Prozent nicht so vorstellen, dass bei hundert Ereignissen in der Gruppe, die frisches, rotes Fleisch bevorzugt, in der Gruppe mit vermehrt industriell verarbeitetem, roten Fleisch 123 bzw. 118 Endpunktereignisse auftreten. Nein, nur bei jedem 17. Mann trat bei einer mittleren Beobachtungsdauer von 10,1 Jahren überhaupt der Schlaganfall als Endpunkt auf ("During a mean follow-up of 10.1 y, 2409 incident cases of stroke [1849 cerebral infarctions, 350 hemorrhagic strokes, and 210 unspecified strokes] were identified"). Und nur bei diesen knapp 6 Prozent Betroffenen war dann das relative Risiko um 23 bzw. 18 Prozent erhöht.

In Schweden ist verarbeitetes, rotes Fleisch ("processed red meat") eher als Elch-, Rentier-, Hirschwurst bzw. -Salami, als Schinken oder Dosenfleisch im Handel. Und es gehört nicht viel Fantasie dazu, dass echte schwedische "Couch-Potatoes" sich seltener zum Metzger aufmachen, den Grill oder die Küche anwerfen, um frisches Fleisch für sich oder ihre Familien zuzubereiten. Es ist eben mit einem h ö h e r e n Schlaganfallrisiko verbunden, nur den Dosenöffner zu schwingen, oder Aufschnittpackungen bzw. Fleischfertigprodukte aufzureißen, weil dies eher mit einem Lebensstil einhergeht, der von Bewegungsarmut, Hypertonie Übergewicht, Metabolischem Syndrom, Diabetes und Arteriosklerose geprägt ist. D a s ist dann die Büchse der Pandora, mit der sich Krankheits- und Schlaganfallrisiken erhöhen.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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