Alzheimer-Kranke

Mehr Pneumonien unter Benzodiazepinen

Benzodiazepine sind bei Patienten, die an Morbus Alzheimer leiden, mit einer Häufung von Pneumonien assoziiert. Für Z-Substanzen gilt das womöglich nicht.

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Dass Benzodiazepine bei Alzheimerkranken Pneumonien begünstigen, erklären sich die Forscher mit einer möglicherweise stärker sedierenden Wirkung der Präparate in dieser Population. Dadurch steige die Aspirationsgefahr.

Dass Benzodiazepine bei Alzheimerkranken Pneumonien begünstigen, erklären sich die Forscher mit einer möglicherweise stärker sedierenden Wirkung der Präparate in dieser Population. Dadurch steige die Aspirationsgefahr.

© Ocskay Mark / Fotolia

KUOPIO / FINNLAND. Benzodiazepine erhöhen bei Patienten mit Morbus Alzheimer das Risiko auf eine Pneumonie. Das hat eine Analyse finnischer Patientendaten ergeben (CMAJ 2017 April 10; 189: E519–29).

Für ihre Untersuchung hat Heidi Taipale vom Zentrum für geriatrische Versorgung der Universität Kuopio zusammen mit Kollegen die Daten aller ambulanten finnischen Patienten analysiert, bei denen in den Jahren 2005 bis 2011 eine Alzheimer-Erkrankung diagnostiziert worden war. Dabei suchten die Wissenschaftler nach Zusammenhängen zwischen neu auftretenden Lungenentzündungen und der Einnahme von Benzodiazepinen beziehungsweise Zopiclon oder Zolpidem. Die Pneumonieinzidenz betrug insgesamt 8,1 je 100 Personenjahre. Im Vergleich von rund 5200 Alzheimerkranken unter Benzodiazepinen und 3300 unter Z-Substanzen mit 1 : 1 gematchten Kontrollpatienten ohne eine solche Medikation lag das Pneumonierisiko bei Medikamenteneinnahme um 22 Prozent höher (adjustierte Hazard Ratio [HR] 1,22).

Das erhöhte Risiko bestätigte sich nach Differenzierung der Medikation aber nur für die Benzodiazepine (HR 1,28; 95 %-Konfidenzintervall 1,07–1,54) und nicht für die Z-Substanzen (HR 1,10; 95%-Konfidenzintervall 0,84–1,44). Am höchsten war die Gefahr, an einer Pneumonie zu erkranken, in den ersten 30 Tagen der Benzodiazepineinnahme (HR 2,09; 95%-Konfidenzintervall 1,26–3,48). Zudem stieg unter Benzodiazepinen das Risiko von Alzheimerpatienten, aus anderer Ursache zu sterben oder länger als 90 Tage im Krankenhaus verbringen zu müssen.

Weshalb Alzheimerkranke, die Benzodiazepine einnehmen, häufiger an Pneumonien erkranken, erklären sich die Forscher mit einer möglicherweise stärker sedierenden Wirkung der Präparate in dieser Population.

Dadurch steige die Aspirationsgefahr und mit ihr das Pneumonierisiko. Dass die ersten 30 Tage der Medikation eine besonders hohe Gefährdung mit sich brächten, liege an der in dieser Phase noch nicht ausgebildeten Toleranz. Freisprechen wollen die finnischen Forscher aber auch die Z-Substanzen nicht.

Zwar hätten sich in dieser Studie keine signifikanten Verbindungen zu Pneumonien nachweisen lassen. Die Untersuchung sei jedoch nicht ausdrücklich für einen Vergleich der Substanzgruppen konzipiert gewesen.

Prinzipiell ähnelten sich erwünschte und unerwünschte Wirkungen der Präparate, die wegen altersbedingter Veränderungen in Pharmakodynamik und Pharmakokinetik bei älteren Patienten oft deutlicher hervorträten. In früheren Studien waren sowohl für Benzodiazepine wie für Z-Substanzen immunsupprimierende Eigenschaften vermutet worden, die Nebenwirkungen am Respirationstrakt induzieren könnten.(rb)

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