Mehr Tempo bei Sepsis-Versorgung
Drei Länder wollen die Versorgungskette für Sepsis-Patienten verbessern.
Veröffentlicht:JENA (rbü). Bei Sepsis kommt es auf jede Stunde an. Trotzdem würden Patienten häufig zu spät in eine Klinik eingewiesen, hake es in der Versorgungskette und klaffe zwischen Erkenntnissen aus der Forschung und der Behandlung eine Kluft, sagt Konrad Reinhart, Professor an der Uniklinik Jena. "Bei Sepsis kostet aber jede Verzögerung Leben."
Um die Kluft zu schließen, haben sich jetzt mehr als 50 Krankenhäuser und Reha-Praxen aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt zur Mitteldeutschen Sepsis Allianz zusammengeschlossen.
Ziel ist es, die Überlebenschancen von Patienten mit der gefährlichen Entzündungserkrankung zu erhöhen.
Noch immer sterben jährlich 60.000 Menschen in Deutschland an Sepsis. Die Zahl ließe sich deutlich verringern, zeigt sich Reinhart überzeugt. "Die Schnittstellen sind ein gewisses Manko."
Ziel der von der Uniklinik Jena initiierten Sepsisallianz ist deshalb, die Versorgungskette vom Hausarzt über Rettungsdienst, Akut-Kliniken bis hin zur Nachsorge in Reha-Einrichtungen zu verbessern.
Sepsis eine der häufigsten Todesursachen
Über eine gemeinsame Kommunikationsplattform sollen ein reibungsloser Behandlungsablauf und einheitliche Versorgungsstandards ermöglicht werden. Darüber hinaus wird ein Konzept zur Fort- und Weiterbildung aller Akteure erarbeitet.
"Ein besonderes Augenmerk möchten wir zudem auf die Prävention der Sepsis und die Vermeidung und Früherkennung von nosokomialen Infektionen legen", sagt Frank Brunkhorst.
Der Professor für klinische Sepsisforschung leitet im Jenaer Sepsis-Zentrum CSCC die die bundesweit größte Präventionsstudie für Krankenhausinfektionen (ALERTS).
Die Sepsis ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Die mittleren Krankenhausbehandlungskosten pro Sepsispatient liegen bei derzeit rund 55.000 Euro.
Angesichts der zunehmenden Zahl risikoreicher medizinischer Eingriffe und älter werdenden Patienten wird mit einer Zunahme der Fälle gerechnet. Weltweit hat sich die Zahl der Sepsisfälle in den vergangenen zehn Jahren bereits mehr als verdoppelt.