Mammografie

Mit Brustkrebs-Screening weniger fortgeschrittene Tumoren

Bei Frauen, die an einem Mammografie-Screening teilnehmen, werden zwar mehr frühe Tumorstadien entdeckt als bei Nichtteilnehmerinnen. Gleichzeitig sinkt jedoch die Zahl fortgeschrittener Tumoren.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Brustkrebs-Screening: Teilnehmerinnen hatten ein um fast 30 Prozent geringeres Risiko für Tumoren im Stadium II oder darüber.

Brustkrebs-Screening: Teilnehmerinnen hatten ein um fast 30 Prozent geringeres Risiko für Tumoren im Stadium II oder darüber.

© S. Bähren / fotolia.com

FLORENZ. In Italien wurden bereits in den 1990er-Jahren lokale Mammografie-Screening-Programme eingeführt. Die Inzidenz später Mammakarzinomstadien ist seitdem zurückgegangen (Cancer 2013; 119: 2022–2028). Eine neue Untersuchung stützt nun die Annahme, dass es sich dabei tatsächlich um einen Screening-Effekt handelt: Teilnehmerinnen hatten gegenüber Nichtteilnehmerinnen ein um fast 30 Prozent geringeres Risiko für Tumoren im Stadium II oder darüber.

Daten von 413.000 Frauen

Ausgewertet wurden die Daten von 413.000 Italienerinnen, die nach der ersten Einladung zu der Reihenuntersuchung 13 Jahre lang nachverfolgt worden waren (European Journal of Cancer 2017; 75: 109-116).

276.000 hatten sich am Screening beteiligt, bei ihnen wurden während des Follow-ups 10.921 Mammakarzinome, darunter 9609 invasive, entdeckt, bei den Nichtteilnehmerinnen waren es insgesamt 4544 und 4203 invasiv wachsende.

Erwartungsgemäß war die Screening-Teilnahme mit einem Anstieg der Karzinomdiagnosen verbunden. Die Inzidenz insgesamt lag um zehn Prozent, die Inzidenz von invasiven Karzinomen um fünf Prozent höher als bei den Frauen, die den Einladungen nicht gefolgt waren.

Eine Screening-abhängige Zunahme von Diagnosen gab es auch bei den T1-Tumoren, besonders bei denen mit einem Durchmesser bis zu einem Zentimeter. Bei T2-Tumoren und darüber war dagegen die Inzidenz unter den Teilnehmerinnen geringer als bei den Nichtteilnehmerinnen, insgesamt um 39 Prozent, wobei der Vorteil mit der Tumorgröße anstieg.

Vergleichbare Effekte zeigten sich mit Blick auf den Lymphknotenbefall und das Tumorstadium: N0-Tumore waren in der Screeninggruppe um 40 Prozent häufiger, N+-Tumoren dagegen um 19 Prozent seltener. Das Plus bei Karzinomen der Stadien 0 und I betrug 60 Prozent, verbunden mit einem Rückgang der Stadien II und darüber um 28 Prozent, jeweils gegenüber den Frauen, die das Angebot nicht wahrgenommen hatten.

Sozialer Status ohne Einfluss

Die bei den späten Tumoren beobachteten Reduktionen blieben nahezu unverändert erhalten, wenn der sozioökonomische Status der Frauen mit berücksichtigt wurde (= T2: - 40 Prozent, N+: -19 Prozent, = Stadium II: - 28 Prozent). Der Screeningvorteil lässt sich also nicht darauf zurückführen, dass die Früherkennungsuntersuchung häufiger von sozial gut gestellten und daher gesünderen Frauen in Anspruch genommen wurde.

Verglichen mit den Inzidenzen, die bei gleichaltrigen Frauen in der Prä-Screening-Ära zu erwarten gewesen wären, war insgesamt ein Anstieg invasiver Mammakarzinome um 16 Prozent zu verzeichnen, ein Plus von 18 Prozent bei Screening-Teilnehmerinnen und von elf Prozent bei Nichtteilnehmerinnen.

Die Inzidenz an Tumoren mit einem Durchmesser über zwei Zentimeter lag dagegen insgesamt 17 Prozent niedriger als vor der Einführung des Screenings, basierend auf einem Rückgang um 31 Prozent bei den Teilnehmerinnen und einem Anstieg um 13 Prozent bei den Nichtteilnehmerinnen.

Die Studienautoren um Dr. Donella Puliti sehen ihre Ergebnisse als Indizien für die Wirksamkeit des Screening-Programms. Durch die Teilnahme könne das Risiko für späte Brustkrebsstadien deutlich gesenkt werden. Der Einfluss auf die (krebsbezogene) Mortalität wurde in der Studie nicht untersucht.

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