Studie

Mit diesen Maßnahmen verhindert man Demenz

Finge die Demenz-Prävention bereits in der Kindheit an, könne die Krankheit bei einem Drittel aller Erwachsenen verhindert werden – so eine Studie.

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Laut einer neuen Studie könnte ein Drittel aller Demenzfälle verhindert werden.

Laut einer neuen Studie könnte ein Drittel aller Demenzfälle verhindert werden.

© bilderstoeckchen / Fotolia

LONDON. Wissenschaftler um Gill Livingston vom University College London haben neun Risikofaktoren für verschiedene Demenz-Krankheiten identifiziert und bewertet (Lancet 2017; online 19. Juli). Dazu zählen auch Depression, Diabetes, Rauchen sowie mangelnde Bewegung. Würden alle diese Risikofaktoren vollständig beseitigt, könnte die Zahl der weltweiten Demenz-Fälle um etwa ein Drittel sinken, berechneten die Forscher.

Eine gute schulische Ausbildung sei demnach eine besonders wichtige vorbeugende Maßnahme. Sie erhöhe die kognitiven Fähigkeiten und die Belastbarkeit des Gehirns. Hätten alle Kinder auf der Welt schlagartig Zugang zu ausreichender Bildung, ließe sich beinahe jeder zehnte Fall (acht Prozent) von Demenz vermeiden, berechneten die Autoren. Nur der Verlust des Gehörs habe größere negative Auswirkungen als mangelnde Schulausbildung.

Die Forscher schränken jedoch ein: "Die Zahlen sollten mit Vorsicht interpretiert werden, weil es nicht möglich ist, alle Risikofaktoren vollständig auszuschalten". Zudem seien bei den Berechnungen manche potenziellen Risikofaktoren nicht berücksichtigt worden, etwa Alkoholkonsum oder Schlafmangel.

Bis 2050 rechnen die Forscher mit rund 131 Millionen Demenzkranken weltweit. 2015 lag die Zahl der Betroffenen noch bei 47 Millionen. In reichen Ländern wie den USA, Großbritannien, Schweden, Niederlande und Kanada ging der Studie zufolge die Zahl der Krankheitsfälle zuletzt zurück. Sollten dort Risikofaktoren wie Übergewicht und damit zusammenhängende gesundheitliche Probleme weiter zunehmen, würde sich dieser Trend schnell wieder umkehren.

"Die Autoren machen zu Recht auf die Bedeutung und das gewaltige Potenzial von Prävention durch Veränderungen des Lebensstils und von Umweltfaktoren aufmerksam", kommentiert Monique Breteler, Direktorin für Populationsbezogene Gesundheitsforschung am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Bonn. Noch zu klären sei allerdings, welche der Faktoren tatsächlich kausale Auswirkungen auf die Krankheit haben. "Die Forschergruppe empfiehlt ein nachvollziehbares Aktionspaket, das das globale Vorgehen gegen Demenz auf wissenschaftlicher Basis ergänzt", schreibt auch Martin Prince vom Institut für Psychiatrie, Psychologie und Neurowissenschaften am Londoner King's College in einem Kommentar zu der Studie. (dpa)

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Kommentare
Thomas Georg Schätzler 20.07.201721:52 Uhr

Naiver Empirismus?

Bemerkenswert naiv, die Publikation im LANCET: "Dementia prevention, intervention, and care" von Gill Livingston et al.
http://www.thelancet.com/pdfs/journals/lancet/PIIS0140-6736%2817%2931363-6.pdf
Denn wenn ein Drittel aller Demenzfälle verhindert werden könnten, werden 2/3 und damit 66,6% eben n i c h t aufgehalten.

Und wer behauptet, die Entwicklungen zu Depression, Diabetes, Rauchen, mangelnde Bewegung und Übergewicht lasse sich als Demenz-Prävention bereits in der Kindheit auf einen Schlag besiegen, hat den Faktor "Mensch" nicht auf dem Schirm.

Einfältig auch der Kurzschluss und völlig schief der abschließende Vergleich: Hätten alle Kinder auf der Welt schlagartig Zugang zu ausreichender Bildung, ließe sich beinahe jeder zehnte Fall (acht Prozent) von Demenz vermeiden, berechneten die Autoren. Nur der Verlust des Gehörs habe größere negative Auswirkungen als mangelnde Schulausbildung."

Das vergisst völlig, dass Zugang zu Bildung und höherer Wohlstand ebenso Fehl- und Über-Ernährung, Bewegungsmangel (EDV), metabolisches Syndrom und Übergewicht implementieren kann, wie insbesondere in aufstrebenden Schwellenländern und in wohlhabenderen arabischen Ländern zu erkennen ist.

Was an dieser Stelle der Verlust des Gehörs diskriminierend zur Demenz-Genese beitragen soll, bleibt mir persönlich unerfindlich und grob vereinfachend. Ich kenne viele Gehörgeschädigte und Menschen mit anderen Handicaps, die damit keinerlei Demenz-Entwicklungen provozieren wollen!

Mf + kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Fritz Gorzny 20.07.201717:20 Uhr

Das Alter ist sicher der Hauptfaktor

So schön es wäre Mittel und Programme gegen die Demenz zu haben, die Zunahme dieser traurigen Störung dürfte aber wohl überwiegend in der zunehmenden Überalterung der Menschen mit der begleitenden Cerebralsklerose zu suchen sein.Schon die alten griechischen Philosophen fanden: "Wen die Götter lieben , der stirbt jung". Die bedrückenden Alterserscheinungen hatte sie auch schon erkannt.

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