Deutschland
Negativtrend bei der Jodversorgung
In der Industrie Jodsalz statt Salz verwenden, und den Jodgehalt von jodiertem Speisesalz von 20 auf 25 μg pro Gramm Salz erhöhen: Das sind Maßnahmen, die den Jodmangel in Deutschland bereits deutlich mindern könnten.
Veröffentlicht:Frankfurt / Main. Nachdem sich Deutschland bei der Jodversorgung lange Zeit auf einem guten Weg befunden hat, ist jetzt wieder ein rückläufiger Trend zu beobachten. Dies belegen unter anderem Ergebnisse aus dem Jodmonitoring der KiGGS-Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS Welle 2, Robert Koch-Institut, RKI).
Danach liegt die mittlere Jodausscheidung mittlerweile bei 88,8 μg / l Urin. „Dies entspricht nach den Kriterien der WHO einem milden Jodmangel auf Bevölkerungsebene“, wird Michael Thamm aus Berlin, vom Arbeitskreis Jodmangel e. V. (AKJ) auf dessen Homepage zitiert (www.jodmangel.de).
Der AKJ ist ein Zusammenschluss von 13 interdisziplinären, wissenschaftlichen Beiräten, die sich mit dem Thema Jodmangel in Deutschland beschäftigen.
58 Prozent unter WHO-Grenzwert
Rund 58 Prozent der untersuchten Kinder und Jugendlichen in Deutschland liegen mit ihrer Jodausscheidung unterhalb des WHO-Grenzwertes von 100 μg / l Urin, und sind somit von einem Jodmangel betroffen, erläutert Thamm. Vor elf Jahren seien es noch 41,5 Prozent gewesen.
„Damals lag die Jodausscheidung noch bei 117,6 μg / l Urin“, so der Epidemiologe, der für das Jodmonitoring in den nationalen Gesundheitssurveys des RKI im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft verantwortlich ist. „Dies ist ein Rückgang von fast 25 Prozent.“
Die geschätzte Jodzufuhr ging in diesem Zeitraum von 95 μg / Tag auf 83 μg / Tag zurück, ein Minus von 13 Prozent. In den einzelnen Altersklassen lag die tägliche Jodzufuhr bei den Jungen knapp über der Hälfte der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, bei den Mädchen jeweils knapp unterhalb der Hälfte.
Diese liegen zum Beispiel für 7- bis unter 10-Jährige bei 140 μg / Tag, für 10- bis unter 13-Jährige bei 180 μg / Tag und für 13- bis unter 15-Jährige bei 200 μg / Tag.
Jodmangel schlecht für Kognition
Ein Grund für den Jodmangel ist der geringe Anteil an jodiertem Speisesalz in verarbeiteten Lebensmitteln. Dies belegt auch eine Studie, die im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unter anderem von der Universität Gießen vorgenommen wurde.
Demnach liefern verarbeitete Lebensmittel 80 bis 90 Prozent der täglichen Salzzufuhr. Aber nur 28,5 Prozent dieser Lebensmittel enthalten Jodsalz. Für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sei dieser Trend kritisch, so der Berliner Kinderendokrinologe und AKJ-Beiratsmitglied Dr. Klaus-Peter Liesenkötter auf der AKJ-Homepage.
Nicht nur, dass es bei Jodmangel ja bekanntermaßen zu einer Struma und in der Folge auch zu einer Zunahme von Schilddrüsenknoten kommen kann. Sondern, er ist auch mit ADHS und einer verminderten kognitiven Leistungsfähigkeit bei Kindern assoziiert – bei schwerem Jodmangel sogar mit bleibenden geistigen Störungen.
Wenn Salz, dann Jodsalz!
Um dem Mangel an Jod entgegenzuwirken, sollte daher für die Lebensmittelindustrie gelten: Wenn Salz, dann Jodsalz! Eine weitere Option wäre, – wie in der Schweiz – den Jodgehalt von jodiertem Speisesalz von 20 auf 25 μg pro Gramm Salz zu erhöhen.
„Zur Prävention der jodmangelbedingten Schilddrüsenvergrößerung zeigen Daten aus der Schweiz, dass ein nachhaltiges Salz-Jodierungsprogramm die Strumahäufigkeit bei Schulkindern auf unter fünf Prozent senken konnte,“ so Liesenkötter.