UNAIDS
Nicht auf Kurs beim Kampf gegen HIV und Aids
Die Weltgemeinschaft will HIV bis 2030 besiegen, aber derzeit scheint dieses Ziel kaum erreichbar. Schon vor der Corona-Krise waren viele Länder nicht auf der Zielgeraden, so UNAIDS.
Veröffentlicht:
Wachsende Armut begünstigt häusliche Gewalt und gefährdet vor allem Mädchen und junge Frauen. Das treibe Menschen in prekäre Situationen, in denen das Risiko einer HIV-Infektion steige, betont UNAIDS.
© kmiragaya/stock.adobe.com
Genf. Die Weltgemeinschaft hat ihre selbst gesetzten Ziele im Kampf gegen HIV und Aids verfehlt.
Im vergangenen Jahr haben sich nach Schätzungen 1,7 Millionen Menschen weltweit mit dem Virus angesteckt, wie das Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS) am Montag zum Auftakt der virtuellen Welt-Aids-Konferenz berichtete. Eigentlich sollten es durch neue Programme, Initiativen und Investitionen nur noch 500.000 Menschen im Jahr sein. Die Epidemie sollte bis 2030 besiegt werden.
In der Corona-Krise steigt auch das HIV-Risiko
„Die Coronavirus-Pandemie droht, uns noch weiter vom Kurs abzubringen“, sagte UNAIDS-Exekutivdirektorin Winnie Byanyima in Genf. Wachsende Armut durch den Stillstand der Wirtschaft führe zu zunehmender häuslicher Gewalt und gefährde vor allem Mädchen und junge Frauen. Sie treibe Menschen in prekäre Situationen, in denen das Risiko einer HIV-Infektion steige.
Infizierte könnten zudem teils nicht zu Ärzten gehen, heißt es in dem Bericht. Auch sei die Kondomproduktion eingeschränkt. Wenn die Behandlung mit antiretroviraler Therapie nur für 20 Prozent der HIV-Infizierten für sechs Monate unterbrochen werde, führe das zu 110.000 zusätzlichen Todesfällen, so UNAIDS.
Dr. Eric Goemaere von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in Südafrika bezeichnete das als inakzeptabel: „Wir dürfen wegen der COVID-19-Pandemie bei der HIV/Aids-Epidemie keinen Rückzieher machen.“
Beispiel für Fortschritte ist das Königreich eSwatini
Es gebe Fortschritte, aber sie seien ungleich verteilt, sagte Byanyima. In Osteuropa, Zentralasien und Lateinamerika sowie im Nahen Osten und Nordafrika sei die Entwicklung nicht gut. Dennoch glaube sie, dass das Ziel, die Epidemie bis 2030 zu beenden, mit neuen Anstrengungen noch erreicht werden kann.
Ein leuchtendes Beispiel sei das kleine Königreich eSwatini (früher: Swasiland) im südlichen Afrika. Das Land mit rund einer Million Einwohner reduzierte die Zahl der Neuinfektionen von 13.000 im Jahr 2010 auf 6500 im Jahr 2019, wie Ministerpräsident Ambrose Dlamini sagte. (dpa)