DGU-Kongress
"Nur Tumorzellen zu bekämpfen, reicht nicht aus!"
„Wir müssen viel mehr miteinander reden als bisher!“, fordert Professor Kerstin Junker, Präsidentin des Jahreskongresses der ESUR, und meint damit Kliniker und Grundlagenforscher. Kongress-Schwerpunkte sind unter anderem immunologische Fragen und Mechanismen der Therapieresistenz bei urologischen Tumoren.
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Professor Kerstin Junker, Kongress-Präsidentin ESUR (European Society of Urological Research).
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Frage: Frau Professor Junker, erstmals findet ein Treffen der EAU-Forschungssektion ESUR* gemeinsam mit einem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) statt. Was versprechen Sie sich von der Kombination beider Kongresse?
Professor Kerstin Junker: Wir wollen und müssen Grundlagenforschung und klinische Forschung enger zusammenbringen als bislang. Ein Dialog ist für künftige Erfolge in der Diagnostik und Therapie urologischer Krebserkrankungen ungemein wichtig.
Die Kombination der Kongresse ist eine Möglichkeit, diesen Dialog herzustellen. Schließlich ist der DGU-Kongress nach dem EAU-Kongress der größte Urologie-Kongress in Europa.
Eines der Kernthemen wird die Rolle des Immunsystems in der Urologie sein. Warum sollen sich Urologen für immunologische Fragen interessieren?
Das Zusammenspiel der Zellen bei Tumorerkrankungen müssen wir noch viel besser verstehen lernen, denn nur die Tumorzellen zu bekämpfen reicht nicht aus.
Das Blut- und Immunsystem ist für den Tumor von großer Bedeutung und an ihn angepasst. Das Immunsystem ist als Wirtsfaktor mit entscheidend dafür, wie wir die Erkrankung therapeutisch beeinflussen können.
Vor zehn Jahren war die Immuntherapie bereits eine viel diskutierte Thematik, speziell auch gegen Nierentumoren.
Zwischenzeitlich kamen neue Therapieformen auf und die Immuntherapie war vorschnell abgeschrieben worden. Wir haben viel über die Rolle des Immunsystems gelernt und müssen uns deshalb wieder verstärkt damit auseinandersetzen.
Wie soll denn das Immunsystem beeinflusst werden?
Wir betrachten heute vor allem spezifische Mechanismen, stellen zum Beispiel mithilfe individueller Tumorzellen Vakzinen her, um damit eine spezifische Abwehr des Körpers gegen die Tumorzellen zu aktivieren.
Aus Analysen bestimmter Zellen des Immunsystems wollen wir zudem ableiten, welchen Verlauf die Krankheit nehmen wird. Darüber hinaus wissen wir, dass die Tumorzellen die Immunantwort gegen den Tumor unterdrücken können. Neue Medikamente erlauben nun, diesen Mechanismus zielgerichtet zu unterbrechen.
Diese Forschungsfelder befinden sich derzeit im Aufschwung, das ist ein Trend in der gesamten Onkologie.
Das komplette Interview finden Sie in unserer App-Ausgabe vom 26.09.2013. Dort lesen Sie, wie hoch Professor Kerstin Junker die Gefahr von Therapieresistenzen bei urologischen Tumoren einschätzt und welche therapeutischen Konsequenzen sich daraus ergeben.